Wie entwickelt sich ein Kind im Bauch der Mutter? Was und ab wann nimmt ein Kind welche Reize der Umwelt wahr? Der Folgende Artikel soll versuchen, die Fragen zu beantworten und Aufklärung darüber geben, wie man schon in der Schwangerschaft versuchen kann, dem entstehenden Kind verschiedene Reize zu bieten.

Ab der 8. bis zur zwölften Schwangerschaftswoche entwickeln sich die Organe und Körperstrukturen. Während dieser Phase spricht man vom Embryo.

Ab dem 3. Monat wird das entstehende Kind als Fötus oder Fetus bezeichnet. In dieser Phase spielt vor allem die Entwicklung des zentralen Nervensystems (ZNS) eine Große Rolle. Hierbei unterscheidet man drei Vorgänge:

  • Zunahme,
  • Auslese und
  • Abnahme.

Zunächst bildet sich eine Vielzahl von Nervenzellen (Zunahme), die aber erst durch die Bildung von Synapsen funktionsfähig werden. Diese werden erst in einer Vielzahl und Wahllos dargestellt und dann durch Auslese reguliert. Nicht genutzte Verknüpfungen sterben nach einiger Zeit wieder ab. Welche Verknüpfungen bestehen bleiben, hängt von Reizen und Anforderungen der Umwelt ab.

Die sensomotorische Entwicklung zeigt sich bereits ab der 8. bis 12. Schwangerschaftswoche durch Bewegungen des Fötus. Zu Beginn sind diese noch Zuckungen des ganzen Körpers und Massenbewegungen. Nach kurzer Zeit entstehen dann isolierte Arm- und Beinbewegungen, Purzelbäume und Schluckauf.

Ab der 10. Woche berührt das Kind mit der Hand sein Gesicht.

Auch Bewegungen wie saugen, schlucken, räckeln, strecken, schaukeln, sich abstoßen und greifen entstehen zu dieser Zeit. Dies geschieht intensiv während des 2. Drittels der Schwangerschaft, da das entstehende Kind immer größer wird und immer weniger Platz zum bewegen hat. Alle diese Bewegungen dienen der Kräftigung der Muskulatur und der Vorbereitung auf die Atmung und Verdauung.

Die Entwicklung der Sinnesorgane findet bereits früh statt.

Der erste Sinn, der ensteht ist der Tastsinnn. Bereits mit 5 1/2 Monaten reagiert der Fötus auf Berührungen der Lippen und Nase. Diese Empfindlichkeit dehnt sich über Gesicht und Arme aus und betrifft in der 12. Woche fast den ganzen Körper. Allerdings reagiert der Fötus noch nicht bewusst auf diese Reize, da die Verarbeitung zunächst nur auf der unteren Ebene des NS, dem Rückenmark und dem Hirnstamm abläuft. Erst im letzten Drittel der Schwangerschaft findet eine Verknüpfung mit der Großhirnrinde statt, dann nimmt der Fötus bewusst war.

Als nächstes entwickelt sich der Vestibularapparat für den Gleichgewichtssinn. Dieser entwickelt sich zunächst gemeinsam mit der Kochlea (Hörorgan). Nach fünf Wochen differenzieren sich die beiden Organe voneinander, wobei sich der Gleichgewichtssinn schneller entwickelt als das Hören. Es hat seine volle Größe und Form bereits im 5. Schwangerschaftsmonat erreicht und ist funktionsfähig. Diese frühe vestibuläre Wahrnehmung ermöglicht dem Fötus, sich mit dem Kopf nach unten zu drehen. Die volle Entwicklung erfolgt allerdings noch nach der Geburt.

Der Geruchssinn entwickelt sich bereits in einem frühen Stadium. Die Geruchswahrnehmung erfolgt schon ab der 28. Schwangerschaftswoche. Hier riecht der Fötus bereits, was die Mutter einatmet oder isst. Nach der Geburt werden diese bestimmten Gerüche aus der Gebärmutter wiedererkannt und dienen so zur Beruhigung und Sicherheit für das Neugeborene.

Auch der Geschmackssinn funktioniert bereits im Uterus, wobei der Fötus im letzten Drittel der Schwangerschaft die Geschmacksqualitäten süß und bitter unterscheiden kann. Auch dies hilft, nach der Geburt die Mutter wiederzuerkennen. Der Geschmackssinn entwickelt sich nach der Geburt noch weiter.

Der Gesichtssinn erfährt im Bauch der Mutter keine Stimulation. So bilden sich in der 14. Schangerschaftswoche zwar alle Zapfen in der Netzhaut, die bedingtes Sehen ermöglichen, allerdings bildet sich das scharfe Sehen erst einige Monate nach der Geburt.

Der Fötus zeigt bereits ab der 23. Woche Reaktionen auf Hörreize, allerdings nur auf laute Geräusche und bestimmte Frequenzen. Ab der 35. Woche kann der Fötus Tonhöhen und Klänge differenziert unterscheiden. Besonders deutlich hört es die Stimme der Mutter, deren Herzschlag, Rauschen des Blutes, Darm- und Atemgeräusche, Tiefe Töne aus der Außenwelt und zeigt sich sehr empfänglich für Stimulation über das Hören.

Die Entwicklung des Menschen ist ein Leben lang nicht beendet. Immer wieder lernen wir etwas dazu oder verlernen etwas. Aber die Entwicklung während der Schwangerschaft und in den ersten Monaten und Jahren danach ist ausschlaggebend für die Bewältigung der verschiedenen Situationen im Leben. Deshalb ist es wichtig, dem ungeborenen wie dem geborenen Kind Reize zu geben, damit es sich später gut entwickelt.

Über Fragen und Anregungen zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen | Claudia Franz | Dr. Frank & Partner Zürich