Blindheit ist eines der ältesten Leiden, die die Menschheit kennt. Sie kann angeboren sein oder aber auch später erworben. Obgleich später erworbene Blindheit auch Entwicklungsprobleme verursacht, werden Art und Grad der Behinderung hauptsächlich davon abhängen, zu welchem Zeitpunkt die Erblindung eingesetzt hat.
Wenn das Kind erblindet bevor es sein eigenes Ich erlebt hat, also vor dem dritten Lebensjahr, so können die Folgen ähnlich sein, wie bei angeborener Blindheit. Wenn das Kind später erblindet, werden die Entwicklungsstörungen entsprechend geringer ausgeprägt, da sich das Kind ein Bild über die Welt bereits altersentsprechend gemacht hatte.
Es gibt verschiedene Grade und Arten des Blindseins:
- Teilsichtigkeit – die Sehschärfe ist beeinträchtigt ist. Farbe und Form werden erkannt, aber keine Einzelheiten.
- Farbenblindheit – der Betroffene sieht eigentlich, ist Lage bestimmte Farben wahrzunehmen oder sie zu unterscheiden.
- Blindheit – Stadium, wo das Sehvermögen so stark beeinträchtigt ist, dass Dinge oder Menschen nicht mehr erkannt werden. Es kann höchstens zwischen hell und dunkel unterschieden werden.
Die Ursachen der Blindheit können in dem geometrisch-optischen Teil des Auges liegen, in den licht- und farbempfindlichen Teilen des Auges, oder seltener zentral im Gehirn.
Im Gegensatz zur Menschen, die sehen können und die Welt räumlich-visuell betrachten, ist die Betrachtungsweise eines blinden Kindes eher zeitlich und basiert auf Klängen, Intervallen und Rhythmen. Wenn ein blindes Kind keine Neigung zeigt, seine Umgebung tastend zu erleben und bevorzugt bloß zu sitzen und sich hin und her zu wiegen, denn resultiert das nicht aus Angst sich weh zu tun, sondern daher, dass das Kind keine räumliche Erfahrung hat.
Wenn wir uns bewusst werden, dass das blinde Kind die Zeit so wahrnimmt, wie wir den Raum, werden wir besser in der Lage sein diese Kinder zu verstehen und ihnen zu helfen. Natürlich werden die blinden Kinder nur dann integriert, wenn sie lernen auch die räumliche Welt so zu erleben, wie die hörbare Welt. Wir müssen uns bemühen, mit dem Kind einen Weg von dem linearen und eindimensionalen über das zweidimensionale bis hin zum dreidimensionalen Wahrnehmen des Raumes zu finden.
Man kann das auch auf der Grundlage des Bewegungssinnes und der Wahrnehmung des Körperbildes erreichen. Blinde Säuglinge sollen zum Krabbeln animiert werden, da sie das von alleine nicht machen. Die Voraussetzung dafür ist natürlich eine absolut abgesicherte Umgebung, wo sich das Kind nicht stoßen kann. Die blinden Kinder beginnen etwa im gleichen Alter zu stehen wie die Sehenden, aber sie lernen viel langsamer zu laufen. Nehmen Sie sich Zeit das Kind beim Laufen zu motivieren. Es soll sich in seine Umgebung sicher fühlen und diese Sicherheit kann es auch erreichen, was natürlich aber seine Zeit braucht.
Auch der Tastsinn sollte angeregt werden, indem das Kind verschiedene Gegenstände in die Hand bekommt. Beschreiben Sie ihm alles. Wie heißt der Gegenstand, wozu es dient, bringen Sie dem Kind Begriffe, wie hart, weich, Holz, Metall, leicht, schwer. Fördern Sie auch den Gehörsinn des Kindes indem Sie es mit verschiedenen Geräuschen gezielt konfrontieren. Ist das Geräusch nah oder fern? Kommt es von links, rechts, vorne oder hinten?
Stärken sie seine Neugier, Eigeninitiative und Selbstvertrauen. So kann das blinde Kind seine Umwelt explorieren lernen und erfährt die räumliche Dimension. Es bleibt nun eine völlig andere Qualität des Lebens, aber man kann die unvermeidbare Entwicklungsverzögerungen mindern, indem man dem Kind seine innewohnenden Fähigkeiten bewusst macht.