Kinder mit Autismus haben starke Schwierigkeiten in Bereichen der Wahrnehmungsverarbeitung, der Kommunikation und im emotionalen Erleben. Hierdurch ist es verständlich, dass es für diese Kinder eine enorme Erfordernis ist, sich im alltäglichen Leben zurecht zu finden. Schon kleinste Unregelmäßigkeiten im Alltag stellen eine enorme Überforderung dar, da Situationen nicht eingeschätzt und interpretiert werden können. Ein situationsgerechtes Verhalten ohne externe Hilfe ist hierdurch meist nicht möglich.
In den 60er Jahren wurde in North Carolina/USA ein Programm entwickelt, dass autistische Kinder im Alltag durch klare Struturvorgaben durch Visualisierungshilfen unterstützen soll. Das sogenannte TEACCH-Programm (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children; dt.: Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder).
Jegliche Strukturierungsmaßnahmen werden hierbei in erster Linie visuell angeboten. Struktur und Visualisierung bezieht sich hierbei genauer auf:
- Strukturierung von Raum: z.B: Durch Einsatz von Raumteiler um bestimmte Arbeits- oder Ruhebereiche abzugrenzen, Einsatz von bestimmten Gegenständen oder Bilder an den Türen der Räume, die die Funktion verdeutlichen sollen (z.B. Bild mit Besteck für das Esszimmer), Teppiche in bestimmten Farben, die unterschiedliche Bereiche markieren sollen…
- Strukturierung der Zeit: z.B. bestimmte Signale um ein Wechsel der Situation zu verdeutlichen (z.B. Klingeln zur Essenszeit), Routineabläufe zur Begrüßung oder Verabschiedung oder zu stets gleiche Abläufe vor Beginn von bestimmten Situationen (z.B. vorm Verlassen des Hauses wird ein Bild mit Schuhen dem Kind gezeigt, sodass es weiß was als nächstes geschieht), Zeitpläne, welche z.b. in Bildern dargestellt des Tagesablauf wiederspiegeln
- Strukturierung der Handlung: z.B. kann auf den Essenstisch durch eine Folie markiert werden, wo sich Teller, Messer und Gabel befinden soll. Hierdurch weiß das autistische Kind was zu tun ist und wie es fertig aussehen soll. Ein weiteres Beispiel wäre der tägliche Weg zum Kindergarten: Damit sich das Kind darauf einstellen kann, wer es morgens dorthin bringt, kann ein Foto der Begleitperson am Schuhregal angebracht werden.
Warum ist die ständige visuelle Darstellung so hilfreich?
Obwohl es den Anschein macht, Autisten würden optisch nur wenig von ihrer Umwelt erfahren, ist das Sehen der bevorzugte Verarbeitungskanal dieser Kinder. Zudem müssen klare Bilder oder auch Gebärden nicht gedeutet werden, wie dies häufig bei der Sprache der Fall ist. Hier muss sowohl Tonfall, Mimik und Gestik interpretiert werden.
Somit gibt das TEACCH-Programm viel Sicherheit durch Struktur. Es gibt Hilfen zur Erschließung von Bedeutungen, verdeutlicht Zusammenhänge und vermittelt Fähigkeiten um im Alltag zurecht zu kommen.
Das TEACCH-Konzept findet inzwischen zunehmend Anwendungen in integrativen Kindergärten, Fördereinrichtungen, Schulen und Wohneinrichtungen aber auch bereits in therapeutischen Settings. Zudem ist es dafür ausgerichtet, in den häuslichen Alltag integriert zu werden um nicht nur Unterstützung für das Kind zu sein, sondern auch Hilfestellung für Eltern und Angehörige, um den Alltag möglichst entspannt zu gestalten.