Der Einsatz von strukturierten Interviews und Befunderhebungsinstrumente nimmt im ergotherapeutischen Behandlungsverlauf eine große Rolle ein. Der Patient kann dadurch genauer beschreiben, wo er seine Defizite sieht, welche für seinen Alltag eine Rolle spielen und was er erreichen möchte.
Bei der Arbeit von Jugendlichen kommt jedoch hinzu, dass sich Heranwachsenden selbst in einer natürlichen Identitätskrise befinden. Die Frage nach dem „Was kannst du gut/Was möchtest du besser können“ oder dem „Welches Ziel möchtest du erreichen“ gestaltet sich häufig schwieriger als in der Arbeit mit psychiatrisch erkrankten Erwachsenen.
Wie kann also ein Jugendlicher beim Finden seiner Ziele unterstützt werden? Bevor der Befunderhebungsbogen begonnen wird, können Jugendlichen einen Wochenplan mit nach Hause nehmen, in denen sie, wie eine Art Tagebuch, einen „ganz gewöhnlichen Tag“ mit allen auftretenden Aufgaben notieren. Dazu soll vom Klienten dokumentiert werden, wo Probleme entstehen oder Schwierigkeiten auftretend. Dies kann sowohl der Streit mit der Mutter bezüglich der Freizeitgestaltung, die Konzentrationsschwierigkeiten bei den Hausaufgaben oder die Bauchschmerzen am Morgen vor der Schule sein.
Durch erstellen eines solchen Planes soll der Jugendliche bereits in seiner Eigenwahrnehmung gestützt werden. Er soll zunehmenden Bezug
zu seinem eigenen Verhalten, Erleben und seinen Fähigkeiten herstellen. Nach Analyse des Planes können die Heranwachsenden meist genauer auf die Fragen eines Befunderhebungsinstrumentes antworten.
Bei vielen Jugendlichen bietet es sich an, mit den Eltern das gleiche Interview zu führen. Nicht selten gibt es sehr große Abweichungen oder Probleme, die dem Jugendlichen bislang nicht bewusst waren. Um auch im häuslichen Umfeld den Patienten zu Unterstützen, muss dann Verständnis auf beiden Seiten für die Meinung des Gegenübers geschaffen werden. Das ist die Grundlage um Alternativen und Kompromisse zu schaffen.
Besonders wichtig ist eine erneute Befunderhebung nach der ersten Behandlungsphase. Durch die Evaluation kann dem Jugendlichen aufgezeigt werden, welche Ziele bereits verfolgt wurden und wo Erfolge ersichtlich sind. Es können neue Ziele gefunden werden, wenn der Klient bereit ist, einen nächsten Schritt in der Behandlung nach vorne zu gehen. Wurden keine der Ziele erreicht, es womöglich sogar Verschlechterungen gab, ist es eine besonders gute Grundlage um mögliche Ursachen zu identifizieren. Es kann als Grundlage dienen, die intrinsische Motivation wieder zu aktivieren.
Haben Sie Erfahrungen mit dem Einsatz bestimmter Befunderhebungsinstrumente? Über Kommentare würde ich mich freuen.