Die visuelle Wahrnehmung bezeichnet den Sehvorgang. Das Licht dringt durch die Hornhaut ins Auge. Von der Hornhaut aus geht das Licht durch die Pupille. Die Iris regelt die Dicke des Lichtstrahls, der hindurch darf. Die Lichtstrahlen treffen nun auf die Linse. Anschließend passieren diese eine gallertartige Flüssigkeit (sorgt für den richtigen Augendruck). Schließlich trifft das Licht die Netzhaut. Das gesehene Objekt wird dort verkleinert und auf den Kopf gestellt abgebildet. Über den Sehnerv wird das Bild von der Netzhaut über viele Nevenbahnen ins Gehirn gesendet. Erst hier findet das eigentliche Sehen statt.
Die visuelle Wahrnehmung ist von großer Bedeutung für das Erlernen von Lesen, Schreiben, Rechnen und allen anderen Fertigkeiten, die für den Schulerfolg notwendig sind.
Man unterteilt nach Jean Ayres die visuelle Wahrnehmung in fünf Teilbereiche:
- Visuomotorische Koordination – das Sehen wird mit den Bewegungen des Körpers oder Teilen des Körpers koodiniert
- Figur-Grund-Wahrnehmung – beschreibt die Unterscheidung von Vordergrund und Hintergrund, d.h. die Aufmerksamkeit kann auf das Zentrum gerichtet werden, wodurch die umliegenden Reize abgeblendet werden
- Formkonstanz – es können bestimmte Eigenschaften eines Gegenstandes, wie die Form, die Größe oder die Lage trotz des unterschiedlichen Netzhautbildes unverändert wahrgenommen werden, z.B. bleibt ein Becher, egal in welcher Entfernung er sich befindet oder welche Größe er hat immer ein Becher
- Wahrnehmung der Lage im Raum – der Mensch sieht sich immer als Zentrum und nimmt Gegenstände als hinter, vor, unter oder über sich wahr
- Wahrnehmung der räumlichen Beziehungen – ist die Fähigkeit, die Lage von mehreren Gegenständen in Beziehung zueinander und zu sich selbst wahrzunehmen
Damit ihr Kind das Gesehene richtig interpretieren und umsetzen kann, muss es dazu in der Lage sein Details durch visuelle Wahrnehmung aufzunehmen. Die visuelle Wahrnehmung entwickelt sich im Alter von drei bis sieben Jahren am stärksten.
Durch eine visuelle Wahrnehmungsstörung treten bei Kindern häufig Lernprobleme und motorische Schwierigkeiten auf. Durch eine möglichst frühe Diagnose einer visuellen Wahrnehmungsstörung kann dem Kind ein langer Leidensweg erspart werden. Aufgrund solcher Probleme werden die betroffenen Kinder auch emotional verunsichert, wenn sie ihre Defizite im Vergleich zu anderen Kindern erkennen.
Die visuelle Wahrnehmung kann durch einige Spiele gefördert werden, wie z. B
- Differix, hierbei soll das Kind die Unterschiede auf den Bildern erkennen und diese richtig zuordnen
- Memory, hierbei ist die Aufgabe, sich das Gesehene zu merken und wieder zu finden.