Während der Arbeit werden Ergotherapeuten mit dem Thema der Therapiemüdigkeit konfrontiert. Nur wenige wissen jedoch, damit richtig umzugehen.

„Therapiemüdigkeit“ ist ein Begriff, den viele Patienten, gerade diese mit Diagnosen mit prognostisch längeren Behandlungsbedarf, irgendwann im Laufe der Behandlung zur Sprache bringen. Aber was steckt dahinter?

Wir sind seit über 20 Jahren am MarktDie Therapiemüdigkeit beschreibt einen Zustand der Erschöpfung bezüglich derzeitiger oder anstehender Therapien aufgrund langsamer oder ausbleibender Behandlungserfolge. Im Bereich der Erwachsenenrehabilitation findet man diesbezüglich Diagnosen wie Parkinson, Apoplex, MS oder Rheuma, aber auch im psychiatrischen Bereich bei Schizophrenie, Depression, Zwangs- und Angststörungen vor. Bei Kindern zeigt sich die Therapiemüdigkeit z.B. bei AD(H)S, ZNS-Erkrankungen, Autismus, Angststörungen oder bei körperlichen und geistigen Behinderungen. Häufig beschreiben die Patienten oder die Eltern ab einem bestimmten Punkt Zweifel, Hoffnungslosigkeit und Resignation gegenüber der Diagnose. Die resultierende Entsagung kann mit einer Dämpfung der Gefühle oder einer Antriebsschwäche einhergehen. Zeitweise zeigen sich auch Wut und Zorn gegenüber der empfundenen Ausweglosigkeit.

Doch wie kann man als Therapeut die Familie oder den Patient in dieser Situation unterstützen oder ihn aktiv zu beeinflussen?

Grundlegend ist eine kritische, gedankliche Auseinandersetzung des Patienten mit dem derzeitigen Therapiestand und den aktuellen Anwendungen. Hierbei wollen wir Ihnen einen kleinen Fragekatalog bieten, der Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung unterstützen kann:

  • Welche Behandlungen haben bisher am meisten Erfolg aufgezeigt?
  • Wie ist der derzeitige Stand, der Verlauf und die prognostische Einschätzung?
  • Was empfiehlt der Vertrauensarzt?
  • Ist die derzeitige Behandlung die Richtige?
  • Was ist die persönliche Zielsetzung?
  • Im Falle eines Abbruchs, was würde passieren? Was wären die Konsequenzen?

Zeigt der Patient oder die Familie eine Therapiemüdigkeit, ist eine Pause während der Behandlung nicht negativ zu werten, solange diese genutzt wird, um sich kritisch mit den Möglichkeiten der Weiterbehandlung oder des Abbruchs auseinanderzusetzen. Eine empathische Klienten-Therapeuten-Beziehung hilft bei der Entscheidungsfindung. Jedoch ist darauf zu achten, den Patient nicht zu beeinflussen, da für einen weiteren positiven Behandlungsverlauf die intrinsiche Motivation ausschlaggebend ist.

Mit freundlichen Grüßen | Claudia Franz | Dr. Frank & Partner Zürich

14 Responses to Therapiemüdigkeit – Ein totgeschwiegenes Thema
  1. Eine Therapiepausekann oft auch weitere Fortschritte bringen.

  2. ich finde allerdings den richtigen zeitpunkt zu finden um eine sinnvolle pause zu machen recht schwierig. soll man warten bis keine erfolge mehr eintreten oder wenn patient/ therapeut „keine lust, geduld, ausdauer“ etc hat?

  3. Sehr interessantes Thema. Die Therapiemüdigkeit kann beide Seiten betreffen, sowohl der Therapeuten, wie auch den Patienten. Es kann auch sein, dass die therapeutische Beziehung zu vertraut wird, was sich negativ auf die Effizienz der Therapie auswirken kann. Diese Vertrautheit hat ihre gute und schlechte Seiten und da ist ein Supervisor angebracht also ein Teamkolege, der das Ganze bisschen von Außen betrachtet und uns sagen kann, wie er die therapeutische Beziehung sieht. Ist zwar nicht ganz therapeutische Müdigkeit, aber es passt zu dieser Problematik.

  4. An den vielen Kommentaren kann man gut erkennen wie das Thema Therapiemüdigkeit uns alle beschäfftig. Ich finde es sehr hilfreich hier einmal andere Standpunkte und Meinungen zuhören und so mehr Faktoren mit in die Bewertung miteinbeziehen zu können.
    Dafür das Forum wirklich klasse.

  5. In meiner Ausbildung machte ich ein Praktikum in WfBM und es gab dort Diskussionen bei der Leitung, ob es besser ist die Leiter der bestimmten Abteilungen hin und wieder wechseln und versetzten oder sollen sie mit ihren Leuten fest verbunden sein. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Therapeutenwechsel kann erfrischend für beide Seiten sein, aber auch emotional frustrierend und für den Patienten desorientierend für eine Weile. Aber wie gesagt kann es auch frischen Wind mit sich bringen, neue Ideen und Ansätze.

  6. ich denke auch, dass es wichtig ist eine pause einzulegen, wenn man merkt das keine fortschritte mehr gemacht werden. besser mit einem guten gefühl pausieren als mit frust und unlust weiter therapien in anspruch nehmen.

  7. Liebe Maximiliane,
    ich denke eine allgemeine Regel wie lang eine Therapiepause sein sollte gibt es nicht. Hier sollte individuell auf die Bedürfnisse des Patienten eingegangen werden. Bei Langzeitpatienten kann eine Therapiepause auch schon mal mehrere Wochen gehen.

  8. Gerade bei chronischen Erkranknugen finde ich die Möglichkeit einer Therapiepause als Vorbeugung der Therapiemüdigkeit sehr sinvoll. Welche Länge einer Therapiepause ist bei chronisch erkrankten Patienten empfehlenswert?

  9. Ich denke als Therapeut sollte man im ständigen Kontakt mit seinem Patienten sein d.h. es sollte nach jeder Einheit ein kurzes Resümee erfolgen. Fragen wie ,,Was ist ihnen heute schwer gefallen oder was besonders leicht?“ wären hier denke ich sinnvoll.
    Man kann durch diese Fragen mehr über die Sichtweise des Patienten erfahren d.h. wie hat er die Therapieeinheit wahrgenommen und kompensieren sich diese mit der Meinung des Therapeuten.
    Außerdem denke ich, dass die Abwechslung innerhalb der Therapie eine große Rolle spielt.
    Wenn der Patient gerne zur Therapie geht denke ich, dass dies mehr zur Genesung beiträgt als wenn es ungern kommt.

  10. An Mia : Therapiemüdigkeit tritt leider häufig bei Langzeitpatienten auf, welche oft nicht einfach entlassen werden können. Oft hilft in diesem Fall auch schon eine Pause und danach noch einmal ein Gespräch „als Neustart“ in dem evt. Ziele nochmal oder neu formuliert werden müssen.

  11. Ich bin der Meinung in jeder therapeutischen Behandlung ist es auch für den Therapeuten wichtig, dass er nach einem bestimmten zeitlich Rahmen den Patienten entlässt und ihm die Verantwortung für eine alleinige Bewerkstelligung seines Alltags zutraut sowie übergibt. ich selbst habe noch nicht allzu viel zum Thema „Therapiemüdigkeit“ gehört und fande den Artikel daher sehr interessant.

  12. Ich denke der erste Schritt ist mit seinen Therapeuten offen und erhrlich darüber zu reden. Das kostet zwar viel Überwindung, kann aber dazu führen das der Therapeut sein therapeutischen Handeln ebenfalls überdenkt und neue Ansätze findet die erfolgverstrechender sind.

  13. Wenn ,,Therapiemüdigkeit“ bei Patienten auftritt sollte so schnell wie möglich versucht werden sie zu überwinden. Viele Patienten fallen, wenn sie schon eine längere Zeit eine Therapie machen, in eine Phase bei der sie denken, dass die Therapie sowieso nicht bringt und sie damit aufhören können. Doch ich denke dies ist der falsche Weg. Die Ursache, warum eine Therapie begonnen wurde ist schließlich auch nicht von heute auf morgen gekommen.
    Es kann natürlich auch an der Art der Therapie oder des Therapeuten liegen. Hierbei sollte ein Gespräch mit dem Therapeuten gefürt werden bei dem die und Ängste zum Ausdruck gebracht werden.

  14. Auch ich habe Erfahrung mit „Therapiemüdigkeit“ gemacht, denn vor kurzen sprach mich eine Mutter an. Ihr Kind bekommt seit längeren, 5 Therapieeinheiten die Woche und nun steht bald eine Reha an, in der sich die Frequenz min. verdoppeln wird.
    Sie fragte mich ob es Sinnvoll wäre, wenn sie vor der Reha eine Therapiefreiewoche einlegen würde.
    Natürlich ist dies von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich denke aber, dass eine Pause auch wichtig ist. In diesem Fall um eine Übersättigung zu verhindern und mal Zeit für Freizeit und Ruhe zu haben um dann wieder durchstartten zu können.

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