Viele Eltern erleben die Geburt des ersten Kindes als einen Moment der größten Freude, Glückseligkeit und starker Verbundenheit. Die erste Zeit als gemeinsame Familie ist besonders prägend, insbesondere wenn man sich gemeinsam über jeden Entwicklungsschritt des Heranwachsenden freut und auch jegliche Schwierigkeiten zusammen durchsteht. Bei vielen Familien tritt nach geraumer Zeit der Wunsch nach einem weiteren Kind in den Vordergrund. Schnell wird dann diskutiert, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Für viele Familien ist hierbei der Altersunterschied zwischen beiden Geschwister ausschlaggebend.
Es gibt bereits mehrere Untersuchungen zum Thema, welchen Einfluss ein großer bzw. kleiner Altersunterschied auf die Beziehung zwischen Geschwistern hat. Es wird ersichtlich, dass Geschwister mit geringerem Abstand mehr gemeinsame Interessen teilen. Sie haben manchmal gemeinsame Freunde, gehen in den gleichen Kindergarten und vereinen sich später in der Schule erneut. Die Beziehung ist hierdurch durch eine hohe emotionale Verbundenheit geprägt, auch wenn es häufig zu starken Konkurrenzkämpfen kommt. Dies liegt zumeist daran, dass ein jedes Geschwisterkind seine eigene Rolle und Identität entwickeln und natürlich auch verteidigen möchte, wenn es das Gefühl hat, es könnte dabei vom anderen verdrängt werden. Aus diesem Grund neigen ältere Geschwister, die in ihrer emotionalen und psychischen Reife bereits weiter entwickelt sind und früher den Identifikationsprozess durchleben, eher zu Eifersucht als ihre jüngeren Geschwister.
Im Gegensatz haben Geschwisterkinder, bei denen ein großer Altersunterschied vorherrscht, weniger Gemeinsamkeiten. Das ältere Kind nimmt eher die Vorbildfunktion ein und übernimmt in den meisten Familien bereits kleine Betreuungs- und Erziehungsaufgaben. Aufgrund der größeren Reife des Älteren steht eine Geschwistereifersucht und Rivalität eher im Hintergrund.
Welche Bedeutung trägt dies für die Ergotherapie bei? Solche Erkenntnisse können einen Therapeuten ein besseres Verständnis für Verhaltensweisen und Ansichten eines Kindes geben, besonders im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der die familiäre Situation häufig thematisiert wird. Im familiären Beratungsgespräch oder während der Elternanleitung kann deutlich gemacht werden, dass die Rivalität von Geschwisterkindern nicht zwangsläufig durch das Verhalten der Eltern verursacht wird, sondern ein normaler Prozess im langsamen Heranwachsen der Sprösslinge ist.
Mit freundlichen Grüßen | Sabrina Huschke | Dr. Frank & Partner München