Welche Familie mit mehreren Kindern kennt nicht die alltäglichen Konflikte zwischen Geschwistern, sei es um die die beste Leistung in der Schule, um das großte Stück Fleisch auf den Teller oder auch um die meiste Aufmerksamkeit im Familiensystem.

TelefonkontaktAuch wenn diese Streitereien häufig sehr kräfteraubend sind, beschreiben sie einen wichtigen Prozess der Abgrenzug und Individualisierung eines jeden Kindes.

Laut Freud stellt die Rivalität von Geschwistern einen Kampf um die elterliche Liebe dar. Hierdurch wird der Begriff jedoch rein negativ dargestellt. Sulloway versuchte 1997 den Begriff der Geschwisterrivalität neu zu definieren und bezog die Entwicklungstheorie nach Darwin mit ein um zu beschreiben, dass es eher um die Konkurrenz um den Zugang zu den familiären Ressourcen gehe. Dabei entwickle jedes Kind Strategien und Taktiken, um möglichst viel Zuwendung von den Eltern zu bekommen.

Je nach Stärken und Schwächen eines jeden Kindes sieht man somit ein Streben nach weiterer Verbesserung in einem besonderen Bereich (z.B. musisch, gestalterisch-kreativ, sportlich ect.). Eltern fördern meist intuitiv diese „Spezialisierungen“ in anderen Richtungen um die Rivalität in einer Sparte zu vermeiden.

Der ältere Sohn spürt z.B. das große Lob für gute Leistungen in der Schule, wodurch er sich weiterhin viel Mühe gibt. Der jüngere Sohn erkennt, dass er besonders für Leistungen auf dem Spielplatz Anerkennung erhält, wodurch er im motorischen Bereich besondere Fähigkeiten erlernen möchte, um den Eltern weiter zu gefallen.

Diese Rückmeldung hilft den Kindern nicht nur ein stabiles Selbstbild und Selbstvertrauen zu entwickeln, sondern sich auch vom anderen Geschwisterteil abzugrenzen und somit eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Natürlich gibt es zwischen jedem Geschwisterpaar große Unterschiede. Nicht jedes ficht täglich Rivalitätskämpfe aus, jedoch gelingt es im Gegenzug nicht allen Geschwistern, gemeinsam zu spielen. Auch nicht jedes Kind sucht automatisch nach einer Abgrenzung zum Geschwisterchen, viele haben auch gemeinsame Interessen und Begabungen und teilen diese gerne.

Eine liebevolle Zuwendung, Bestärkung und elterliche Wärme sind grundlegend für die Entwicklung eines Kindes. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn in manchen Lebensabschnitten ein Geschwisterteil mehr Aufmerksamkeit bekommt als das andere, meistens wird diese Aufmerksamkeit dann auch benötigt. In einem liebevollen Familiensystem wird das von Ihrem anderen Kind sicher verziehen.