Auf die Wünsche von Kindern einzugehen heißt nicht, sie immer zu erfüllen. Die aus dem tiefen Inneren kommenden, meist mit dem Körper verbundenen Bedürfnisse sollten einfach wichtig genommen werden, denn werden sie allzu oft übergangen oder unterdrückt, entsteht krank machender Stress. Deshalb sollten es Erwachsene möglichst zulassen, dass ein Kind sein „Bauchgefühl“ äußert und die mit seinem Körper verbundenen Signale wichtig nimmt. Tun Sie die Wünsche ihres Kindes nicht einfach ab, sondern geben Sie ihrem Kind das Gefühl, dass es in seinen Belangen wahrgenommen wird. Können oder wollen Sie einen Wunsch nicht erfüllen, erklären Sie ihrem Kind, warum.
Natürlich wünscht sich jedes Kind, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen und zwar möglichst umgehend. Im Supermarkt möchte es bsp. sofort ein Eis haben, zu Hause umgehend seine Freunde anrufen und abends unbedingt noch fernsehen. Manchmal gibt es aber gute Gründe dafür, das ein Wunsch bzw. ein Bedürfnis nicht sofort befriedigt wird, sondern erst, wenn der passende Zeitpunkt erreicht ist und das Kind mit seinem Wunsch an der Reihe ist. Mitunter ist sogar Verzicht angesagt. Dies ist schwer zu akzeptieren von einem Kind, das nicht warten oder gar verzichten mag. Kein Wunder, dass es dann quengelt, schlecht gelaunt ist und Erpressungsversuche startet. An diesem Punkt ist eine kurze und klare Erklärung angesagt. Das „Nein“ sollte danach nicht wieder in Frage gestellt werden. Keinen Wackelkurs fahren und zusagen, was man eigentlich nicht zusagen wollte, sondern Durchhaltevermögen sowie Konsequenz zeigen und möglichst beim einmal gesagten Nein bleiben, wenn es sinnvoll ist. Auf diese Weise kann ihr Kind lernen, dass Warten und Verzichten meistens halb so schlimm sind. Wird ein Wunsch später doch noch erfüllt, ist die Freude doppelt so groß.
Untersuchungen zum Thema Selbstregulation sind aufschlussreich. So hatten Forscher einigen Vorschulkindern Süßigkeiten angeboten. Es wurde den Kindern gesagt, sie bekämen noch eine weitere Süßigkeit, wenn sie eine Viertelstunde warten könnten bevor sie die Erste aufessen. Manche konnten warten, die meisten allerdings nicht. Zwanzig Jahre später, als aus den Kindern Erwachsene geworden waren, stellte man Folgendes fest: Diejenigen, die als Dreijährige warten konnten und ihre Süßigkeit nicht gleich aufgegessen hatten, waren nun in jeder Hinsicht den anderen überlegen. Sie waren intelligenter, weltoffener, hatten eine bessere Ausbildung absolviert, erfülltere und stabilere Beziehungen, ein besseres Verhältnis zu ihren Eltern und waren anerkannter sowie geschätzter unter ihren Altersgenossen als diejenigen, die damals nicht in der Lage waren, ein in ihnen wach werdendes Verlangen für eine gewissen Zeit zurückzustellen.
Hüther G. & Nitsch C. (2008). Wie aus Kindern glückliche Erwachsene werden.