Bereits nach den ersten Monaten in der Schule ist es möglich eine Lese-Rechtschreibschwäche zu erkennen. Anzeichen dafür sind, dass es den Betroffenen schwer fällt oder nicht gelingt einzelne Buchstaben zu einem Wort zusammenzufügen. Die Schüler haben eine sehr geringe Lesegeschwindigkeit. Es werden häufig Buchstaben in den Wörtern sowie Wörter aus Sätzen weggelassen oder hinzugefügt. Die Schwierigkeit für die Betroffenen liegt darin, dass sie nicht oder nur kaum in der Lage sind das gesprochene Wort in einzelne Laute zu zerlegen und sich zu merken welcher Buchstabe zu welchen Lauten gehört.
Des Weiteren treten Defizit im Leseverständnis auf. Das heißt, dass das Gelesene nicht wiedergegeben werden kann und Zusammenhänge nicht erfasst werden können. Bei den Ursachen für eine Lese- Rechtschreibschwäche gehen mehrere Faktoren einher. Im Zusammenhang mit den Ursachen werden häufig Defizite in der visuellen und/oder der auditiven Wahrnehmung genannt. Störungen in der Sprachentwicklung können ebenfalls ausschlaggebend sein. Weitere Ursachen können mit einer genetische Disposition sowie durch neurologische Gegebenheiten (Abweichungen des Aktivierungsmusters in der Großhirnrinde) begründet sein.
Zur Diagnose einer Lese- Rechtschreibschwäche müssen Sinnesbeeinträchtigungen wie Schwerhörigkeit oder Fehlsichtigkeit von einem Facharzt ausgeschlossen werden. Außerdem müssen die Rahmenbedingungen in denen das Kind auf wächst anamnestisch erhoben werden. Hierbei handelt es sich um die häusliche Wohn- und Arbeitssituation, der Fernsehkonsum sowie psychische Belastung, z.B. auf Grund einer Scheidung der Eltern.
Kann in den genannten Bereichen keine Ursachen festgestellt werden, wird ein Leistungsprofil des Schülers mittels standardisierten Verfahren ermittelt. Häufig tritt bei den betroffenen Kindern eine psychische Begleitsymptomatik auf. Das kann durch Anpassungsschwierigkeiten im sozialen Bereich, soziale Unsicherheiten durch ein gemindertes Selbstwertgefühl innerhalb des schulischen Bereichs gekennzeichnet sein. Außerdem kann sich die Frustration des Kindes in aggressive Verhaltensweisen zeigen. Besonders schwierig zeigt sich im häuslichen Umfeld die Lern- und Hausaufgabensituation. Diese stellen häufig eine Konfliktsituation zwischen Eltern und Kind dar. Über die therapeutische Intervention soll sich die Lernmotivation gesteigert werden, eine psychische Stabilisierung stattfinden sowie Lernstrategien entwickelt werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil stellt die Elternarbeit dar, um die Lernsituation zu Hause zu optimieren. Eltern können ihre Kinder, z.B. durch tägliches Lesetraining fördern. Hierbei ist es wichtig, dass zu beginn nur sehr einfache Bücher gelesen werden, damit das Kind nicht überfordert wird. Des Weiteren sollte die Lesezeit beschränkt sein. Beginnen sie mit nur wenigen Minuten und steigern sie diese langsam. Sie können hier auch abwechselnd vorlesen. Stabilisieren sie ihr Kind, indem sie ihm seine Stärken aufzeigen und die Versuche des Lesens und Schreiben trotz Fehler positiv honorieren.
Wichtig ist auch das Zusammenspiel zwischen Eltern und den Lehrern. Jedes Kind mit einer Lese- Rechtschreibschwäche hat das Recht auf Förderung. Wenn es an einer Schule mindestens fünf Kinder mit eine nachweislichen Lese- Rechtschreibschwäche anwesend sind, ist die Schule dazu verpflichtet einen Förderkreis auszubauen. Die Benotung des Schülers kann ausgesetzt werden.
Für die Eltern ist es wichtig wie die Erwartungshaltung des Lehrers gegenüber dem Kind ist. Klären sie den Lehrer über Ihre eigenen Erwartungen und Wünsche auf.