Häufig stellt sich Eltern die Frage, wie kann ich mein Kind vor Krankheit schützen. Um dieses zu beantworten ist es notwendig, die verschiedenen Vorgänge in den Entwicklungsphasen und den Einfluss, welchen man als Elternteil zu der Entwicklung beiträgt zu kennen.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, welche Entwicklung im Kindesalter stattfinden. In dieser Lebensphase durchläuft der Mensch gravierende anatomische, physiologische und psychische Entwicklungen. Es kommt zu einer Ausbildung von körperlichen Strukturen und Funktionen, dazu zählen motorische, sensorische, kommunikative und kognitive Fähigkeiten. Weiterhin kommt es im Kindesalter zu einer emotionalen Regulation und das Erlernen von sozialen Verhaltensweisen und Kompetenzen. Beeinflusst wird diese Entwicklungsphase aus einem Zusammenspiel von biologischen Anlagen und verschiedenen Umwelteinflüssen. Eine weitere Entwicklungsphase ist die Sozialisation, dabei handelt es sich um einen Prozess der Anpassung, bei dem der Mensch durch seine biologischen Anlagen und durch vermittelte Lernprozesse zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit heranreift. In diesen Phasen sind Belastungen durch Krankheit oder Behinderung besonders gravierend. Die Erfahrungen, die in dieser Zeit gemacht werden haben eine große Bedeutung für die Gesundheitsdynamik im weiteren Lebensverlauf.
Dafür wurden zwei Modelle entwickelt, zum Einem das Modell der Akkumulation von Risiken und zum Anderem das Modell der kritischen Perioden. Die Akkumulation von Risiken besagt, dass schädliche Einflüsse aus einer früheren Lebensphase addiert mit schädlichen Einflüssen aus einer späteren Lebensphase ein erhöhtes Krankheitsrisiko ergibt. Weiterhin können die schädigenden Einflüsse unkorreliert oder korreliert sein. Zu den unkorrelierten Einflüssen dabei zählen beispielsweise der Konsum von Tabak und Infektionskrankheiten in der Kindheit. Zu den Korrelierten gehören der alleinige Tabakkonsum und häufig die Klassenzugehörigkeit in der Kindheit. Das Modell der kritischen Perioden besagt, dass in bestimmten Entwicklungsphasen eine besondere Vulnerabilität für schädigende Einflussfaktoren vorliegt. Zum Beispiel ist ein Substanzmissbrauch umso schädlicher, desto jünger die Person ist. Allgemein ist zu sagen, dass Kinder sich bei dem Sozialisationsprozess grundlegende Verhaltensmuster von ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen aneignen. Diese Verhaltensmuster können bezüglich Ernährung, Hygiene, physische Aktivitäten oder der Umgang mit dem eigenem Körper und der eigenen Gesundheit. Diese erworbenen Muster in der Phase der Sozialisation können sich Jahrzehnte später auf die Gesundheit auswirken. Ein weiterer Punkt, der für die Prävention und Gesundheitsförderung im Kindesalter eine wichtige Rolle spielt Risikofaktoren. Ein Risikofaktor ist ein Charakteristikum einer Person (z.B. Zöliakie), der bei Vorliegen die Wahrscheinlichkeit erhöht an einer bestimmten Krankheit zu erkranken (z.B. Diabetes mellitus Typ 1). Das Konzept der Risikofaktoren berücksichtigt jedoch, dass nicht nur ein Charakteristikum die Erklärung für das Zustandekommen eines Gesundheitsproblems ist.
Den Risikofaktoren stehen sogenannte Schutzfaktoren und Ressourcen gegenüber, die gegen die Entwicklung einer Erkrankung arbeiten und bestehende Risikofaktoren abmildern oder kompensieren. Schutzfaktoren /Ressourcen werden in personale, soziale und familiäre Ressourcen untergliedert.
- Zu den personalen Ressourcen gehören Persönlichkeitsmerkmale, wie zum Beispiel eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Das bedeutet, dass man die notwendigen Mittel zur Verfügung hat um bestimmte Anforderungen und belastende Lebenssituationen zu meistern (Muster und Stile der Bewältigung).
- Zu den sozialen Ressourcen gehören soziale Beziehungen zu Freunden oder einem sozialen Umfeld, das einem bei der Bewältigung von gesundheitlichen Krisensituationen zur Seite steht (Abschirmwirkung). Eine weitere positive Wirkung durch ein soziales, stärkendes Umfeld ist, dass man Unterstützung bei der Verarbeitung von Belastungssituationen besser zurechtkommt und lernt mit Gesundheitsstörungen oder Krankheiten umzugehen (Toleranzwirkung).
- Zu den familiären Ressourcen werden die soziale Unterstützung, der Rückhalt durch die Eltern, ein familiärer Zusammenhalt und ein positives Familienklima gezählt.
Die Prävention sieht ihre Arbeit darin, Risikofaktoren zu mindern, zu vermeiden und zu kontrollieren, während die Schutzfaktoren und Ressourcen gestärkt werden.
Im nächsten Artikel werden wir näher auf die möglichen Präventionsmaßnahmen und die Qualitätssicherung dieser eingehen.