In dem letzten Artikel haben wir über die Gesundheitsförderung im Kindesalter, Risiko- und Schutzfaktoren geschrieben. In diesem Artikel möchten wir näher auf die Präventionsmaßnahmen und die Präventionsressourcen eingehen.

Es gibt drei Formen der Prävention, die primär, sekundär und tertiär Prävention.

Die primär Prävention wird vor dem Auftreten, zur Vorbeugung einer Erkrankung durchgeführt. Sie wird unterteilt in Gesundheitsprobleme, die früh im Kindesalter auftreten können und in Krankheiten, die sich erst später entwickeln.

TelefonkontaktEine Präventionsmaßnahme, welche im frühen Kindesalter durchgeführt wird, ist die Impfung. So werden Infektionskrankheiten, wie Diphterie, Polio oder Masern durch diese vermieden. Zur Orientierung, zu welchem Zeitpunkt welche Impfung ratsam ist, gibt es einen Impfkalender vom Robert-Koch-Institut. Weiterhin stehen für Fragen die Kinderärzte und Krankenkassen zur Verfügung.

Zur Vorbeugung von Verletzungen und Sterblichkeit, durch Unfälle, Vergiftung und Einatmen gibt es passive und aktive Schutzmaßnahmen. Passive Schutzmaßnahmen können geprüfte Kindersitze, Kinderwägen, sowie Spielzeug sein. Diese sind durch das GS- oder TÜV-Siegel zu erkennen. Weiterhin ist es wichtig giftige Substanzen, Zigaretten oder Alkohol so aufzubewahren, dass kein Kind an diese herankommt. Eine aktive Schutzmaßnahme ist die motorische Förderung des Kindes, zu der das Gleichgewicht und die Körperbeherrschung gehört. Das Risiko des plötzlichen Säuglingstodes kann durch eine Schlafrückenlage, Nichtrauchen und Stillen verringert werden. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist wichtig, um Krankheiten, wie Rachitis, Blutarmut, Minderwuchs oder Karies vorzubeugen. Durch regelmäßige Zahnpflege, das Weglassen von Nuckelflaschen, sowie das Essen und Trinken über einen längeren Zeitraum kann Milchzahnkaries vermieden werden. Weiterhin kann eine Zahnpasta mit Flourid verwendet werden, sobald das Kind ausspucken kann.

Zu den Krankheiten, die sich erst später entwickeln können, zählt unter anderem die Adipositas und das Übergewicht. Um dies zu vermeiden, sollte bereits die werdende Mutter auf ihre Ernährungsgewohnheiten, sowie auf ihr Gewicht und körperliche Aktivitäten achten. Das Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus Typ II zu erkranken kann durch das Vermeiden von Übergewicht und durch gute Ess- und Bewegungsgewohnheiten verringert werden. Das Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom kann durch Verzicht auf Rauchen während der Schwangerschaft und viel Beschäftigung mit dem Kind gemindert werden. Allgemein ist es wichtig dem Kind eine gute Struktur, klare Regeln und eine ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben.

Die sekundäre Prävention umfasst die frühzeitige Diagnose, das Feststellen des Behandlungsbedarfs, sowie die Planung, Durchführung, Steuerung und Bewertung von therapeutischen Maßnahmen.

So bekommt jedes Neugeborene ein Stoffwechselscreening zwischen dem 3. und 10. Lebenstag. Dadurch sollen Stoffwechselerkrankungen, wie Hypotherose oder Phenylketonurie. Diese können durch Schilddrüsenhormone oder durch eine Diät behandelt werden. Es gibt weiterhin ein Kindervorsorgeprogramm, welches ein Krankheitsfrüherkennungsprogramm, bzgl. körperlichen und neurologischen Störungen oder Fehlentwicklungen ist. Dadurch soll eine rechtzeitige, bedarfsgerechte Behandlung eingeleitet werden. Dazu dienen die 9 Vorsorgetermine (U1-U9) zur Untersuchung von Kindern, welche von Geburt bis zu 60.-64. Monat durchgeführt werden.  Häufig werden Störungen nicht erkannt, dadurch kann keine adäquate Behandlung durchgeführt werden. Eine Studie zur „Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten“ von Kindern im Alter von 7-10 Jahren ergab, dass 5,6 % an Depressionen, 6,3% an Angststörungen, 6,4% ADHS und 8,7% an einer Störung des Sozialverhaltens leiden.

Bei der tertiären Prävention im Kindesalter konzentriert man sich besonders auf die chronischen Kinder- und Jugendkrankheiten. Eine chronische Erkrankung liegt dann vor, wenn sie wenigstens ein Jahr anhält, mindestens einmal im Quartal ärztlich behandelt werden muss, sie ein Resultat eines länger andauernden Prozesses degenerativer Veränderungen ist oder dauernde psychische Schäden oder Behinderungen zur Folge hat.

In den 1950er Jahren zählten noch jegliche Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Windpocken, Scharlach, Masern, Röteln und Mumps zu den schlimmsten chronischen Krankheiten. Diese konnten jedoch durch hochwirksame Medikamente, weitverbreitete Schutzimpfungen und einer effizienten Umwelthygiene abgelöst werden. Heutzutage leiden 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche an chronischen Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis. Dazu gehören beispielsweise Asthma, Neurodermitis, Diabetes, Epilepsie und Herz- und Kreislauferkrankungen, Übergewicht und Adipositas. Eine Unterstützung können Eltern beispielsweise bei speziellen Schulungsprogrammen, aber auch bei der Bundeszentrale für Aufklärung oder unter den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften erhalten.

Um eine gute Qualität der Prävention weiterhin zu sichern, beziehungsweise diese zu stärken, bietet sich als erstes die Förderung der Elternkompetenz an. Hierbei soll in einem Elterntraining grundsätzlich das Erziehungsverhalten der Eltern verbessert werden und dies am besten bevor es zu einer Auffälligkeit kommt. Ein weiterer Aspekt ist die Stärkung der familiären Stressbewältigungskompetenzen. Hierbei sollen familiäre Überlastungen und daraus resultierende Beziehungsstörungen und Krisen vermieden werden. Informationen zu solchen Veranstaltungen erhalten Sie jederzeit über die Beratungs- und Informationsdienste der Krankenkassen.