Es gibt Kinder und es gibt Erwachsene. Doch die schwierigste Zeit für Eltern und Kinder ist doch meist die Zeit der Pubertät…
Pubertät ist einer der intensiveren Lebensabschnitten in der Entwicklung des Individuum. Ein Kind merkt plötzlich im Spiegel, dass es allmählich an einen Erwachsenen erinnert. Die Gesichtszüge wirken irgendwie weniger süß und mehr erwachsen. Der Veränderungen des Körpers setzen den Jugendlichen zu. Die Sexualität bis jetzt kaum wahrnehmbar macht sich bemerkbar und sucht zunehmend nach einem Ventil. Die Reaktionen darauf können sehr unterschiedlich ausfallen. Manche Teenager fürchten sich davor und wünschen sich möglichst lange ein Kind zu bleiben. Sie schämen sich für ihre körperliche Veränderungen und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Andere sind glücklich darüber „endlich erwachsen zu sein“ und prahlen damit auf jede erdenkliche Art und Weise. Viele verlieren den Draht zu jüngeren Kindern, können aber mit Erwachsenen noch nicht richtig umgehen und ziehen sich sozial zurück.
Es sind nicht nur körperliche Veränderungen, aber vor allem die psychischen und emotionalen. Die gruppendynamische Prozesse gewinnen an Intensität. Es bilden sich Grüppchen, Cliquen, Allianzen, Feindschaften und natürlich unglücklichen Lieben. Die junge Menschen beobachten die Welt mit neuen Augen und fangen an über Dinge nachzudenken, über die sie sich bisher keine Gedanken gemacht haben. Existenz, Liebe, soziale Position, Normen und Werte. Sie sensibilisieren sich auf Zusammenhänge um sich, die sie bisher nicht wahrgenommen haben. Ein Erwachsener entsteht…
Familiäre Konflikte sind in die Pubertät fast vorprogrammiert. Die Eltern können nämlich mit der Pubertät des eigenen Kindes auch nicht immer umgehen und sind überrascht und überfordert durch die neue Situation. Aus Gewohnheit behandeln sie ihre Kinder als ob sie immer noch kleine Kinder wären und nicht junge Erwachsene. Die Eltern neigen zur Überbehütung, was aus Sorge und Angst resultiert (und vielleicht auch aus Stolz und Eitelkeit), was die Kinder nicht verstehen. In den Kindern kommt es zu rebellischen Haltungen und egal, was die Eltern sagen, fühlen sich die Kinder bevormundet. Einen besonderen Aspekt stellt im diesen Kontext der Konflikt zwischen Töchtern und Müttern dar. Viele Mütter sehen auf einmal in ihren Töchtern eine zweite Frau zu Hause und werden mehr oder weniger bewusst von Ängsten und Komplexen geplagt. Sie fragen sich ob die Töchter vielleicht attraktiver sind als sie und fühlen sich plötzlich alt und unattraktiv. Dieser Phänomen ist in den Vater-Sohn-Beziehung viel weniger ausgeprägt.
Tipps:
- Versuchen Sie die erste Welle der am Anfang verständlichen Emotionen zu beruhigen. In Punkto Pubertät gib es viel zu viele Emotionen auf beiden Seiten und zu wenig Verständnis.
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Gönnen Sie Ihrem Kind Privatsphäre. Es hat Recht auf Geheimnisse und muss mit mehreren Sachen alleine zurecht kommen.
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Verdeutlichen Sie sich, dass Ihr Kind nun „halb-Erwachsen“ ist und es soll eigene Erfahrungen sammeln.
- Reden Sie mit Ihrem Kind auf eine ruhige, verständnisvolle Art und Weise. Versuchen Sie möglichst unvoreingenommen den tatsächlichen sozio-emotionalen Entwicklungsstand Ihres Kindes einzuschätzen und dem entsprechend adaptieren Sie Ihre Kommunikation.
- Je mehr autoritär Sie sich zeigen, desto mehr wird Ihr Kind rebellieren. Versuchen Sie es eher entspannt, partnerschaftlich, von Mann zu Mann (bzw. von Frau zu Frau). Sollte es doch krachen, treiben Sie die Situation nicht an. Warten Sie ab bis sich die Emotionen gelegt haben und dann versuchen Sie noch mal aber in aller Ruhe.
- Vergessen Sie nicht, dass auch Sie in diesem Alter waren. In jeder Generation gab es ähnliche Machtkämpfe.