Sie kennen das Szenario – vor allem auch gerade jetzt in der kalten Jahreszeit – eine ältere Dame rutscht aus und stürzt. Sie will sich auffangen und stützt sich deshalb auf ihr Handgelenk, ein Ausruf des Schmerzes folgt und das Handgelenk schwillt stark an. Es sieht unnatürlich schief aus und lässt sich nicht mehr richtig bewegen – Diagnose: distale Radiusfraktur.

Dies ist die häufigste Fraktur beim Menschen und tritt meist streckseitig auf (Colles Fraktur), da man sich so beim Sturz abfängt. Gerade bei älteren Menschen kommt es aber auch teilweise zu beugeseitigen Frakturen, die sich dann Smith-Fraktur nennt.

Grundsätzlich gibt es drei Prinzipien zur Frakturbehandlung:

  • die Reposition beinhaltet das achsengerechte Einrichten und überprüfen von Durchblutung, Motorik und Sensibilität
  • Danach folgt die Retention, wobei der Bruch mit oder ohne vorhergehender Operation für einige Wochen ruhig gestellt wird
  • Anschließen findet die Rehabilitation statt, in der es zu einer Funktionswiederherstellung kommen soll.

Je nach Schwere des Bruchs und ob mit oder ohne Gelenkbeteiligung oder einhergehenden Weichteilverletzungen wird der Bruch unterschiedlich behandelt. Bei unkomplizierten Brüchen wird oft Konservativ mit einem ca. 4 – 6 wöchigen Gips behandelt. Sind die Bruchstellen stark verschoben oder treten andere Komplikationen auf wird oft operiert und mit Drähten, Schrauben und Platten gearbeitet.

Vor- und Nachteile einer Operation beziehungsweise einer konservativen Behandlung sollten stets gut abgewogen werden. Vorteile einer OP sind beispielsweise eine rasche Mobilisation sowie eine gute achsengerechte Reposition. Vorteile einer konservativen Behandlung wären zum Beispiel kein Narkoserisiko und keine Narbenbildung zu haben.

Die Ergotherapie greift in der Rehabilitationsphase und soll dabei unterstützen die Beweglichkeit vollständig wiederherzustellen, Schmerzen zu verringern, Muskelkraft wieder aufzubauen und Komplikationen wie z.B. ein CRPS zu vermeiden. Wichtig ist auch während der Retentionsphase schon mit der Mobilisation der umliegenden Gelenke und Strukturen zu beginnen um einer Schwellung und vermehrter Muskelatrophie entgegenzuwirken.

Bei einer operativen Behandlung ist zunächst auch eine Narbenbehandlung und Schienenanpassung angezeigt, eventuell treten auch Sensibilitätsstörungen auf, die entsprechend mit behandelt werden sollten. Aktive und passive Mobilisation und später auch Kräftigungsübungen stehen dann ebenfalls auf dem Therapieplan. Die Hand kann nach etwa vier Wochen langsam in den Alltag integriert werden und ist nach etwa zwölf Wochen wieder voll belastungsfähig.

Bei der konservativen Behandlung kann erst nach etwa vier bis sechs Wochen mit der Mobilisation des Handgelenkes begonnen werden (umliegende Strukturen schon früher) und erst nach etwa acht bis zehn Wochen langsam mit der Integrierung in den Alltag begonnen werden. Aktive und passive Mobilisation und langsam steigende Kräftigungsübungen sind dann auch hier wieder im Therapieplan zu finden.

Abschwellende und schmerzreduzierende Maßnahmen sind fast immer Bestandteil der Therapie. Die Schmerzgrenze sollte bei der Behandlung nicht überschritten werden.

Mit freundlichen Grüßen | Judith Batti | Dr. Frank & Partner Zürich