In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Anzahl der Trennungs- und Scheidungskinder stark zugenommen. Mit einer Scheidung geht meist ein Neuanfang einher. Gewohnte Strukturen verändern sich und die Elternteile suchen sich häufig neue Partner, mit denen sie ihren Kinder eine intakte Familie bieten möchten. Die Art und Weise, wie der neue Partner angenommen wird, ist vom jeweiligem Alter abhängig.

TelefonkontaktIm Säuglings- und im Kleinkindalter fällt es den Kindern leichter andere Partner zu akzeptieren und die neue Situation anzunehmen. Befinden sich die Kinder bereits im Vorschulalter und haben somit höhere soziale Fähigkeiten und ihr Familiensinn ist ausgeprägter, wird die Akzeptanz des Neuen weitaus schwieriger. Häufig können die Gründe für die Trennung der Eltern noch nicht verstanden werden und es kann zu eigenen Schuldzuweisungen kommen, welche dann mit Wut, vermehrter Aggressivität, Trauer sowie Eifersucht auf den neuen Partner projiziert werden.

Auf Grund dessen ist es wichtig, dass diesen Kindern Zeit und Verständnis gegeben wird die Trennung der Eltern zu verarbeiten. Außerdem muss ihnen immer suggeriert werden, dass sich die Zuneigung und die Liebe der Elternteile gegenüber dem Kind nicht verändert haben. Des Weiteren besteht für die Kinder ein Treuekonflikt, dass heißt inwiefern sie den neuen Menschen gerne haben, dürfen, ohne das eigentliche Elternteil zu verraten. Deshalb wird empfohlen, dass sich der neue Partner dem Kind nur peu a peu nähert und nicht sofort die Elternrolle übernimmt, da das zu Distanzierung kommen kann. Hier sollte dem Kind die Zeit gegeben werden, sich an den neuen Lebenspartner zu gewöhnen, in dem es, z.B. durch Ausflüge und gemeinsame Aktivitäten allmählich zu Annäherung kommt.

Ein zu schnelles Zusammenleben sollte vermieden werden. Wenn sich die Partner entschließen sollten gemeinsam in einer Wohnung zu leben, muss das im Vorfeld mit dem Kind besprochen werden. Kommen noch Kinder von dem neuen Lebenspartner hinzu, muss gemeinsam entschieden werden, wie dieser Neuanfang, beginnend mit dem Wohnort, auszusehen hat. Wenn der eine Partner mit seinem Kind zu dem Anderen zieht, können die ersten Konflikte entstehen. Zum einen wird in das Territorium des anderen Kindes eingedrungen. Zum Anderen besteht ein klarer „Heimvorteil“, indem es dem zugezogenen Kind schwerer fällt sich integriert zu fühlen. Daher ist es von Vorteil, dass alle Mitglieder die gleichen Voraussetzungen für den Neuanfang haben.

Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben sich örtlich abzugrenzen, selbst wenn es innerhalb eines gemeinsamen Zimmers ist. Es müssen für alle klare und einheitliche Richtlinien bestehen, an denen sich alle Kinder orientieren können, welche von den beiden Partnern auch umgesetzt werden.

Die größte Schwierigkeit für die Kinder ist neues Vertrauen aufzubauen, daher suchen sie zum einen Akzeptanz wie auch Distanz gegenüber dem neuen Partner. Es kommt häufig zu Aussagen wie “Du bist nicht mein Vater/meine Mutter. Du hast mir gar nichts zu sagen“. Dabei ist es wichtig diese Aussagen nicht persönlich zu nehmen, da diese Aussage gegen die neu angenommene Rolle zielt, nicht gegen die eigentliche Person.

Die Vorteile dieser neuen Familienkonstellation liegen in dem Erlernen von vor allem sozialer Kompetenzen die einen das ganze Leben begleiten, wie Kompromissfähigkeit, Konfliktverhalten sozialer Interaktion sowie die Auseinandersetzen mit Wünschen und Gefühlen.