Der Ursprung des Wortes kommt aus dem Lateinischen mutus und bedeutet stumm. Doch besonders in dieser Sparte des Mutismus geht es im eigentlichen Sinne nicht um das Stumm sein, sondern dass die Betroffenen nur mit bestimmten Personen kommunizieren und beispielsweise in Situationen das Sprechen verweigern, da sie durch spezielle Ängste gehemmt sind. Ein Mutismus geht zwar häufig mit sprachlichen Defiziten einher, muss jedoch klar von organischen Ursachen abgegrenzt werden und weist einen klaren sozialen und psychischen Hintergrund auf.
Meist tritt der selektive Mutismus in der Übergangszeit zwischen Elternhaus und dem Kindergarten bzw. der Schule auf. Nur selten treten erste Symptome im jugendlichen und erwachsenen Alter auf und sind dann meist auf traumatische Ereignisse zurückzuführen. Ca. 1 von 1.000 Kindern weist einen selektiven Mutismus auf und Mädchen sind doppelt so oft betroffen als Jungs. Die Eltern bemerken diese Art von Störungen häufig nicht, da die Kinder in ihrer Anwesenheit normal sprechen und den Rückzug in sozialen Situationen häufig als Schüchternheit bewerten.
Die Leitsymptomatik des Mutismus sind depressive Verstimmung, Angstsymptome, Minderwertigkeitsgefühle, starke Unsicherheiten im sozialen Kontext, ablehnendes und verweigerndes Verhalten gegenüber des Sprechens und entweder resigniertes Verhalten und sozialer Rückzug oder Aggressionen und starke Wutausbrüche besonders im häuslichen Umfeld.
Natürlich gehen außerdem psychosomatische Begleiterscheinungen mit dem Mutismus einher. Beispiele hierfür sind:
- Enuresis nocturna
- zwanghafte Handlungen und Tic-Störungen
- Trichitollomanie
- Onychoplagie
- Aggressivität
- starke Stimmungsschwankungen
- sozialer Rückzug
- Angst- und Depressionssymptome
Die einzelnen Formen des Mutismus lassen sich wie folgt voneinander unterscheiden:
Der totale Mutismus zeichnet sich durch das Fehlen von allen phonischen Leistungen aus. Dies bedeutet, dass sowohl das Sprechen an sich als auch Husten, Weinen und Lachen nicht geäußert werden. Dies ist eine Art des Mutismus, die außerdem häufig bei Jugendlichen und Erwachsenen als Folge eines traumatischen Erlebnisses auftritt oder sich aus einem selektiven Mutismus bildet, der nicht oder nur wenig erfolgreich therapiert wurde.
Beim reaktiven Mutismus liegt meist eine Angst vor dem Benutzen der Stimmorgane vor. Dies wird z.B. bedingt durch Verletzungen oder Operationen im Mund- und Rachenraum oder auch durch Ernährungssonden bei Frühgeborenen. Hieraus resultieren dann sehr schnell eine depressive Verstimmung und ein starker sozialer Rückzug.
Bei manchen Kindern tritt auch ein passiv-aggressiver Mutimus auf. Hier wird das Schweigen als Verteidigungswaffe benutzt und es ist eine klare aufsässige Verweigerung des Sprechens und eine Manipulation der Umwelt.
Beim symbiotischen Mutismus geht das Kind eine starke symbiotische Beziehung zu einer Bezugsperson ein und kann lediglich über diese eine Person mit der Umwelt in Kontakt treten. Diese Position hat häufig die Mutter inne und resultiert aus dem Sicherheitsgefühl und dem ständigen Abnehmen von Verantwortung und Selbstständigkeit des Kindes.
Die letzte Form des Mutismus ist der Sprechangst-Mutismus. Hier liegt eine starke Angst gegenüber dem Hören der eigenen Stimme vor. Diese Art des Mutismus wird meist von starken psychosomatischen Symptomen und Zwangshandlungen begleitet und die Kinder erleiden hier meist einen enormen Leidensdruck.
Mit freundlichen Grüßen | Anja Willmann| Dr. Frank & Partner Berlin