Andreas ist 7 Jahre alt und in der ersten Klasse. Seit er in die Schule gekommen ist, fällt er durch motorische Unruhe auf, fällt oft einfach so von seinem Stuhl, kann sich nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren und ist unaufmerksam. Seine Eltern und seine Lehrerin vermuten, dass bei ihm AD(H)S vorliegt. Aber ist dies wirklich der Grund für seine Unaufmerksamkeit und Unruhe?

TelefonkontaktAnfangs mag es sich so darstellen, dass ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom vorliegt, allerdings muss dies nicht der Grund für seine Auffälligkeit sein. Ursächlich kann jedoch auch eine Störung der sensorischen Integration vorliegen. SI (=Sensorische Integration) bedeutet, dass ein Organismus die verschiedenen Wahrnehmungsmodalitäten (auditiv, visuell, propriozeptiv, taktil, vestibulär) innerhalb des zentralen Nervensystems integrieren und in eine adäquaten Art und Weise verarbeiten kann.

Beispiele hierfür können sein:

  • auditive Wahrnehmung: Ein Kind dreht sich zur Geräuschequelle oder kann Gehörtes wiedergeben.- vestibuläre Wahrnehmung: Schwerkraft und Veränderungen der Lage des Körpers wirkt auf das vestibuläre System im Innenohr  und löst Muskelaktiviäten aus um auf die Umwelt zu reagieren (z.B. mit einer Haltungsanpassung oder einer automatischen Stützreaktion).
  • visuelle Wahrnehmung: Das Kind kann einem visuellen Reiz mit den Augen folgen oder es kann z.B. beim Schreiben die Linien einhalten.

Was bedeutet „SI-Störung“?

Unter einer SI-Störung versteht man nun eine Störung des Zusammenspiels der unterschiedlichen Sinnesmodalitäten. So kann kann Andreas vestibuläre Reize nicht richtig verarbeiten, das heißt, er kann keine angemessene Körperhaltung einnehmen. Dadurch ist die Grundspannung seiner Muskulatur zu niedrig, er ist also hypoton. Dies versucht er nun zu kompensieren, indem er sich durch seine Unruhe ständig selbst Reize setzt. Durch dass er seine ganze Konzentration auf diese Reizsuche lenkt, kann er sich selbstverständlich schlechter auf die Umgebungsreize (Ansprache der Lehrerin ) konzentrieren.

Die PPKonzepte bieten z.B. innerhalb der Psychomotorikgruppen verschiedene Übungen an, welche eine gezielte Reizung der Sinne hervorruft, um das Zusammenspiel in der Verarbeitung zu verbessern. Kinder lernen hierdurch sich selbst und ihre Umgebung besser wahrzunehmen und können hierdurch sich besser in den Alltag einfügen.