Was ist Wahrnehmung?

Wahrnehmung ist ein komplexer, dauernder Prozess, der den Menschen über seine Umwelt und sich selbst informiert. Noch im Mutterleib entwickeln sich das Berührungsempfinden (taktiles System), das System für die Wahrnehmung des eigenen Körpers (propriozeptives System) und der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System). Diese nennt man Basis-Sinnessysteme.

Definition:

Wahrnehmungsstörungen beruhen auf einer Funktionsstörung des Gehirns, wobei die Sinneseindrücke nur mangelhaft verarbeitet werden und dadurch die Umwelt lückenhaft, verzerrt und undeutlich erlebt wird. Kinder mit Wahrnehmungsstörungen suchen oft überall nach Informationen (z.B. das Kind möchte alles ablecken) oder vermeiden neue Reize (z.B. das Kind meidet die Berührung mit feuchtem Material). In nur wenigen Fällen ist klar, wie genau es zu einer solchen Verarbeitungsstörung kommen kann.

Symptome:

  • Überaktivität oder ausgeprägte Passivität
  • Lernprobleme
  • Verzögerung der Sprachentwicklung und
  • häufig eine körperliche Ungeschicktheit.

Taktile Wahrnehmung:

Das Sinnesorgan der taktilen Wahrnehmung ist die Haut. Sie besitzt Rezeptoren an der Oberfläche, um Reize wie Berührungen, Oberflächenbeschaffenheit, Druck, Schmerzen, Hitze oder Kälte wahrzunehmen. Der Tastsinn ist das erste sensorische System, das schon im Mutterleib entwickelt ist und dort bereits funktioniert. Häufig kann das Kind Berührungen nicht genau unterscheiden, identifizieren und lokalisieren. Man spricht dann von einer taktilen Wahrnehmungsstörung.

Propriozeptive Wahrnehmung:

Das propriozeptive System hat seine Reizempfänger hauptsächlich in den Muskeln und Sehnen, aber auch in Knochen und Gelenkhüllen. Es ermöglicht Kräfte zu dosieren und informiert den Menschen ohne Kontrolle der Augen über die Körperstellung sowie die Stellung der Glieder zueinander.

Eine Wahrnehmungsstörung im propriozeptiven Bereich bedeutet, dass das Kind zu wenig Auskunft über den Körper bekommt. Dadurch fällt es ihm schwer, die Muskelspannung anzupassen, es lässt öfter etwas fallen als andere, stolpert und wirkt manchmal etwas grob und unbeherrscht.

Vestibuläre Wahrnehmung:

Die vestibuläre Wahrnehmung, auch Gleichgewichtssinn genannt, dient dazu, dem Menschen lebenswichtige Informationen über die Lage des Körpers im Raum sowie über die Bewegungsgeschwindigkeit und Richtung zu geben. So kann er sich orientieren und eine ausgeglichene Körperhaltung erlangen.

Die Ursachen für eine Wahrnehmungsstörung in diesem Bereich sind vestibuläre Über-oder Unterempfindlichkeiten oder Organisations- bzw. Einordnungsprobleme der empfangenen Reize. Bei einer Überempfindlichkeit ist das Kind häufig ängstlich bei Bewegungsproblemen oder empfindet Veränderungen der Lage als bedrohlich, da das Gehirn zu stark auf Reize aus dem Gleichgewichtssystem reagiert.

Anders herum bei einer Unterempfindlichkeit. Hier werden die Reize nur ungenügend verarbeitet und das Kind erhält aus seinen Bewegungen zu wenige Informationen. Es fordert die vestibuläre Stimulation heraus und unterschätzt dabei oft die Gefahr.

Mit freundlichen Grüßen | Franziska Ittner | Dr. Frank & Partner München