Sehr häufig wird in den Medien von Kindern mit ADHS gesprochen und auch in der ergotherapeutischen Praxis sind sie keine Seltenheit. Doch was bedeutet dies genau?

Im Folgenden Artikel gebe ich einen Überblick über das Krankheitsbild und zeige einige ergotherapeutische Interventionsmöglichkeiten auf.

Die Terminologie dieses Krankheitsbildes ist je nach Klassifikationssystem verschieden. Der DSM IV bezeichnet sie als Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. Im ICD-10 wird es hingegen als eine hyperkinetischen Störungen, kurz HKS, bezeichnet.

Es gibt 3 Leitsymptome, welche das Krankheitsbild der ADHS beschreiben: Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit.

Hyperaktivität: Darunter wird eine psychomotorische Unruhe beschrieben, sowohl im grob- wie auch im feinmotorischem Bereich. Zu beobachten ist dies beispielsweise, wenn eine anhaltende motorische Unruhe besteht; das Kind exzessiv herumläuft; es nicht ruhig sitzen kann oder es beispielsweise ständig mit seinen Haaren spielt.

Impulsivität: Dieses Persönlichkeitsmerkmal ist durch Schwierigkeiten gekennzeichnet, Impulse adäquat zu hemmen oder zu kontrollieren. Dadurch, dass das Verhalten nicht gehemmt werden kann, ist das Kind dann unkonzentriert und unaufmerksam.

Beobachtbar ist die Impulskontrolle beispielsweise, wenn das Kind rasch handelt, ohne nachzudenken, es Tätigkeiten schnell wechselt, sein Handeln wenig planvoll ist und es Tätigkeiten nicht zu Ende führen kann, weil ihm etwas dazwischen kommt. Es handelt sich hierbei um eine Störung neuropsychologischer Prozesse, die für eine Hemmung des Verhaltens notwendig ist.

Unaufmerksamkeit: Als Komponente der Aufmerksamkeit werden Reaktionsbereitschaft, Selektivität (Regulierung der eingehenden Reize) und zentrale Verarbeitungskapazität angesehen.

Ist ein Kind unaufmerksam lässt sich dies beispielsweise beobachten, wenn es eine Aufgabe mehrmals durchlesen muss, um den Sinn komplett zu verstehen, es Schwierigkeiten hat, ausreichend lange bei einer Aufgabe zu bleiben oder es schnell durch Reize ablenkbar ist.

Neben diesen Leitsymptomen können bei Kindern mit ADHS aber auch noch andere Schwierigkeiten auftreten. So haben sie durch die Unaufmerksamkeit und die beeinträchtigte Impulskontrolle oft Mühe, eine Handlung adäquat zu planen. Des Weiteren sind oft soziale Schwierigkeiten zu beobachten. Kinder mit ADHS haben häufig Mühe, sich in eine Gruppe einzufinden, es bereitet ihnen Mühe sich an Regeln zu halten und sie werden oft als Klassenclown angesehen. Im emotionalen Bereich kann es gelegentlich Schwierigkeiten geben, da diese Kinder oft sehr sensibel und empfindlich sind. Dies kann im Sinne einer Feinfühligkeit, aber auch als Reaktion auf die Umwelt bezogen sein.

Nach dieser Beschreibung vom Krankheitsbild möchte ich noch einige Ideen zur ergotherapeutischen Intervention von zwei Leitsymptomen beschreiben.

Unaufmerksamkeit: Vermittlung von Strategien, um zu lernen, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. So dass Lern- und Arbeitsstrategien automatisiert werden. Die Fähigkeit des Kindes erhöhen, selbstständig und selbstreflexiv zu handeln.

Impulskontrolle: Vermittlung von Strategien, um zu lernen, impulsgesteuertes Verhalten kognitiv zu steuern. Beispielsweise mit Signalkarten oder Stoppsignalen.

Im allgemeinen Umgang mit Kindern mit ADHS ist es wichtig, klare Regeln zu definieren und das Kind eng zu führen.

Wichtig bei dieser Thematik ist aber, individuell auf das Kind einzugehen. Denn die geschilderten Schwierigkeiten können mit unterschiedlichem Stärkegrad vorherrschen oder auch gar nicht bestehen. Je nach Symptomatik sollte dann die Intervention individuell gestaltet werden.

Mit freundlichen Grüßen | Natalie Scheuermeier | Dr. Frank & Partner Zürich