Jedes Kind bringt bereits von Geburt an seine eigene Persönlichkeit mit. Diese wird sowohl durch genetische Anlage, innere Impulse, durch die Gesellschaft und der Kultur, in der es aufwächst und besonders durch das enge familiäre und soziale Umfeld geprägt. Wo die einen Kinder eher zurückhaltend sich an neue Situationen herantasten, andere Kinder hingegen bereits im frühen Kindergartenalter Empathie entwickeln, gibt es auch solche, die stets mit voller Kraft und Energie jegliche Tätigkeit aufnehmen und häufig hierdurch über das Ziel hinausschießen.
Bei einem Kind mit besonders viel „Temperament“ kann das der Fall sein. Das Temperament beschreibt die Art und Weise, wie ein Kind agiert, wie es auf verschiedene Situationen reagiert und mit anderen in Kontakt tritt, also sein grundlegendes Verhalten.
Kinder, die viel Temperament besitzen, haben einen großen Bewegungsdrang und eine hohe Geschwindigkeit bei Aktivitäten, aber auch im Denken und Sprechen. Sie reagieren hierdurch sehr schnell auf äußere Reize, meistens mit einer übermäßigen Intensität (z.B. hohe Ablenkbarkeit durch externe Geräusche). Auch Emotionen werden häufig und auch mal heftig geäußert, die Stimmungslage kann sich dabei schnell ändern. Zudem zeigen sie häufig den Wunsch, mit anderen Kindern in intensiven Kontakt zu treten und genießen jegliche körperliche Nähe.
Nicht zu selten wird daraus schnell auf die Diagnose AD(H)S geschlossen. Sicherlich gibt es einige Schnittstellen im Verhalten und Erleben. Die Unterschiede werden meist zu wenig gesehen. AD(H)S ist eine medizinische Diagnose, die von Kinderärzten in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendpsychiatern nach einer ausführlichen Diagnostik gestellt wird. Hauptsymptome sind hierbei die Impulsivität (interne und externe Impulse können nicht adäquat gehemmt und kontrolliert werden), die Hyperaktivität (anhaltende motorische Unruhe, häufiges Grimassieren, an Kleidung nesteln, mit den Haaren spielen) und die Unaufmerksamkeit (Gedanken können nicht selektiv auf eine Aufgabe gerichtet werden, parallel verlaufende Handlungen, wie z.B. beim Diktat das Zuhören und das Schreiben, führen zu hoher Überforderung).
Sicherlich fällt es einem Kind mit viel Temperament schwer, nicht auf jeglichen Reiz zu reagieren, da die Reaktionszeit des Gehirns sehr schnell ist. Und es ist auch bestimmt so, dass es einem solchen Kind schwer fällt, sich über längere Zeit ruhig auf dem Stuhl zu halten. Eine Bereitstellung einer dauerhaften Konzentrationsspanne stellt ebenso eine enorme Schwierigkeit dar.
Jedoch gelingt es temperamentvollen Kindern im Gegensatz zu solchen mit der Diagnose AD(H)S im Laufe der Entwicklung sich an die Erfordernisse der Umwelt anzugleichen. Sie lernen durch ihre natürlichen Entwicklungsprozesse still zu sitzen, wenn es erforderlich ist. Sich zu regulieren, wenn innere Impulse zum Reagieren auffordern und sich zu konzentrieren, wenn dies die Lehrerin verlangt.
Denken Sie daher besonders an die positiven Eigenschaften, wie eine hohe Kreativität, eine gute Sprachgewandtheit und starke soziale Kompetenzen, die Ihr Kind durch sein Temperament mit sich bringt.