Elke ist frustriert und sauer zugleich. Als Ergotherapeutin wurde ihr im Vorstellungsgespräch neben der Mitarbeit an neuen Konzepten und deren Umsetzung im Sommer, eine Umbaumassnahme der Therapieräume sowie eine Lohnerhöhung bei bestandener Zusatzausbildung und eine Erhöhung der Stellenprozente in Aussicht gestellt. Nach einigen Wochen der Einarbeitung hat sich herausgestellt, dass das neue von ihr niedergeschriebene Konzept noch nicht umgesetzt wird und dieses Jahr kein Umbau stattfindet. Die Erhöhung der Stellenprozente und des Lohns sind ausgeblieben. In ihrem Arbeitsalltag fühlt sie sich unterfordert – sie langweilt sich. Es wird nach veralteten Methoden gearbeitet, die bei diesem Hintergrund seit Jahren nicht mehr angewandt werden. Sie fühlt sich von ihrem Arbeitgeber hinters Licht geführt. Abends kommt sie erschöpft nach Hause, obwohl sie keinen Stress hatte. Ihr Immunsystem scheint geschwächt zu sein, da sie trotz des schönen Wetters eine Erkältung mit sich rumschleppt. Bei der Arbeit ertappt sie sich, wie sie private Angelegenheiten regelt – es gibt ja sonst nichts zu tun. Termine mit ihrer Vorgesetzten, an dieser Situation etwas zu ändern bleiben ergebnislos. Sie wird zu Geduld ermahnt. Doch wie soll sie geduldig sein, wenn bereits erste Versprechungen nicht eingehalten wurden?

So wie Elke geht es vielen Arbeitnehmern. Während der Begriff Burn Out (Ausgebrannt sein) in aller Munde ist, kennen viele den Gegenspieler – das „Bore Out“ noch nicht. Nach einer Studie des Potsdamer Gallup-Instituts, empfinden nur 15% der Deutschen ihre Arbeit als befriedigend. 69% arbeiten nach dem Prinzip Dienst nach Vorschrift. Sie erledigen nur das, was nötig ist oder täuschen Arbeit vor. Das Bore Out wurde erst im Jahr 2007 von den beiden Schweizer Unternehmensberatern Philippe Rothlin und Peter Werder in einem Buch, mit dem Titel Diagnose Bore Out, beschrieben. Das Bore Out ist genauso wenig wie das Burn Out ein Krankheitsbild, sondern eine Konstellation die zu Krankheitsanfälligkeiten führt. Nach Rothlin und Werder besteht das Bore Out aus den Elementen Desinteresse, Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz. Dabei ist wichtig zu sehen, dass Menschen mit einem Bore Out nicht faul sind, sondern schlicht und ergreifend durch Unterforderung am Arbeitsplatz, faul gemacht wurden. Das Unternehmen gibt dem Menschen nicht genügend Auslastung. Der Arbeitnehmer wird am falschen Platz eingesetzt, erhält unklare Aufgabenstellungen und Erwartungen, mangelnde Anerkennung und Wertschätzung, hat fehlende Perspektiven für die berufliche Entwicklung, demotivierende Arbeitsbedingungen oder zu wenige gute Kontakte zu Kollegen. Menschen die bereits ein Bore Out entwickelt haben, leiden an Symptomen wie Müdigkeit, Desinteresse, schlechte Laune, Leidenschaftslosigkeit, Langeweile durch Unterforderung und Identifikationsprobleme mit der eigenen Arbeit.

Wie kann Betroffenen geholfen werden oder was können Betroffene selbst tun? Viele Arbeitnehmer haben nicht den Mut, diese Anliegen mit ihren Vorgesetzen zu besprechen. Wichtig ist zu wissen, wo die Stärken und Schwächen liegen und sich über Veränderungsmöglichkeiten konkrete Gedanken zu machen. Diese Vorstellungen sollten beim Arbeitgeber offen angesprochen und eingefordert werden. Wenn dies langfristig zu keinem Ergebnis führt, sollte man zum Selbstschutz einen Wechsel des Arbeitgebers in betracht ziehen.

Mit freundlichen Grüßen | Carola Rehm | Dr. Frank & Partner Zürich

2 Responses to Wenn Langeweile im Job krank macht – Bore Out
  1. Zu diesem Thema fällt mich das Stichwort „Flow“- Erleben ein. Das völlige aufgehen in einer Tätigkeit, ohne über- oder unterfordert zu sein.

  2. Ich denke, dass sowohl Unterforderung, als auch Überforderungen bei der Arbeit Extreme darstellen und zu einem deutlich veränderten Umgang mit Stressfaktoren führen.

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