Herr Müller ist ein 80jähriger Lehrer und wohnt mit seiner Frau in ihrem Eigenheim. Er leidet unter beginnender frontotemporaler Demenz und kommt selbstständig in die ambulante Ergotherapie. Bei Einkäufen im Auftrag von seiner Frau bringt er von drei Sachen oft nur ein passendes mit nach Hause. Planen, eine Handlung durchführen und sie unter Kontrolle zu haben bereitet ihm derzeit große Mühe. Er war früher sehr ideenreich, zeigte Initiative und Begeisterung für Neues. Heute sind diese Fähigkeiten deutlich gemindert und oftmals ist es seine Frau, welche ihn motiviert etwas anzupacken. Die Haushaltsführung liegt ganz klar bei seiner Frau. Bei der Zubereitung des Essens hilft er mit, sofern die Zeit und Geduld gegenseitig da ist.

Da die Ergotherapie nach einem holistischen ganzheitlichen Ansatz vorgeht, steht die Angehörigenarbeit besonders bei diesem Krankheitsbild im Vordergrund um den Leidensdruck auch beim direkten sozialen Umfeld zu mindern. Gemeinsam besprechen wir, wie die Tagesstruktur von Herr Müller optimiert werden kann. Wichtig sind Rituale und Gewohnheiten, welche Herr Müller ohne Hilfe oder Kontrolle von seiner Frau durchführt. Zum Beispiel holt sich Hr. Müller täglich nach dem Frühstück die Zeitung aus dem Briefkasten und geniesst seine Ruhe im Wintergarten beim Durchstöbern der Zeitung. Körperliche Aktivität und regelmässige Bewegung sind wichtig für seine Gesundheit. Bei einer Demenz ist es wichtig das Körpergefühl zu stärken und das Wohlsein im eigenen Körper zu fördern. Herr und Frau Müller möchten daher die früher geliebten Solebadbesuche wieder auffrischen. Spaziergänge machten sie fast immer gemeinsam unter der Führung von Frau Müller. Hier ermutigt der Therapeut Herr Müller, dass er einen kurzen täglichen Spaziergang alleine durchführen soll. Wenn nötig begleite der Therapeut Ihn zu Beginn auf diesem Schritt zur Selbständigkeit. Fr. Müller ist dankbar, dass sie währenddessen in Ruhe das Mittagessen bereit machen kann. Alle 14 Tage soll sich Herr Müller eine Idee ausdenken für einen gemeinsamen Ausflug, den man in der Ergotherapie planen und durch Frau Müller begleitet wird. Herr Müller erzählt, dass sie beide gerne klassische Musik hören und so will er innerhalb der Ergotherapie Tickets für ein Konzert organisieren.

Mit Hilfe der Ergotherapie konnten eingespielte Rollenverteilungen durchbrochen werden. Herr müller genießt nunmehr die Unabhängigkeit von seiner Frau und zeigt neues Selbstvertrauen und eine gesteigerte intrinsische Motivation Dinge selbst auszuführen. Besonders bei beginnender Demenz leiden die Patienten schnell an psychische Begleiterscheinuungen wie einer depressiven Episode, weil ihre Selbstständigkeit meist rapide nachlässt und der Leidensdruck auch in der Familie sehr groß werden kann.

Mit freundlichen Grüßen | Karin Lutter | Dr. Frank & Partner Zürich