Immer mehr Kinder fallen durch Lern- und Verhaltensstörungen auf. Bereits bis zu 40 % der Grundschüler sind heute von solchen Problemen betroffen. Konzentrationsprobleme, Aggressivität, Lese-, Schreib- und Rechenschwächen gehören zum schulischen Alltag. Viele Schulkinder sind ängstlich, leiden unter gesundheitlichen Beschwerden und Allergien.

Bei der Suche nach den Ursachen gibt es verschiedene Ansätze. Wichtig dabei ist, dass es keine Schuldzuweisungen gibt, sondern Verständnis und Unterstützung. Die pädagogische Kinesiologie versteht Schulprobleme vorwiegend als stressbedingte geistige Blockaden und nicht als Folge von negativen Eigenschaften von Kinder, Eltern oder Pädagogen.

Es gibt verschiedene Arten von Blockaden: Rechts-Links-Blockaden, Oben-Unten-Blockaden und Vorne-Hinten-Blockaden. All diese Blockaden können durch unterschiedliche Situationen oder Umstände entstehen. Lernblockaden können z.B. durch:

  • ein vorgeburtliches Trauma (alle Emotionen der Mutter werden von dem Baby wahrgenommen, z.B. Ängste vor Untersuchungen),
  • einen Umzug in eine andere Stadt, in ein anderes Bundesland mit einem anderen Schulsystem
  • innere Umstände (z.B. Versagensängste) oder
  • Mobbing in der Schulklasse (z.B. ein Kind soll einen Text vorlesen und verhaspelt sich, ein anderes Kind lacht, dem Kind ist das unangenehm und es schämt sich. Beim nächsten Vorlesen hofft es schon, dass es nicht vorlesen muss) entstehen.

Im nachfolgenden Text werde ich näher auf die Rechts-Links-Blockade eingehen, da diese Form der Blockade die häufigste bei Kindern ist.

Merkmale der Rechts-Links-Blockade

Unsere Gehirnhälften sind auf bestimmte Aufgaben spezialisiert. Das Rechts-Links-Schema ist grundlegend für die Organisation unseres Organismus. So wie wir mit einem Bein zwar hüpfen, aber nicht gehen können, können wir mit einer Gehirnhälfte zwar denken, aber niemals unser geistiges Potenzial voll ausschöpfen. Was über Augen und Ohren im Kopf ankommt, wird erst durch die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften sinnvoll und verständlich.

Wenn diese Dimension blockiert ist, setzt das Kind z.B. beim Lesen vorwiegend die rechte Gehirnhälfte ein. Da die analytischen Fähigkeiten der linken Genhirnhemisphäre nicht voll zum Einsatz kommen, liest es ungenau. Das liegt daran, dass die rechte Gehirnhälfte die Informationen mehr optisch als Ganzes aufnimmt. Sie vermittelt das Bild, aber nicht die Bedeutung des Wortes.

Weitere Auffälligkeiten könnten folgende sein:

  • Unsicherheit im Unterscheiden von rechts und links
  • ungeschickt wirkende Bewegungen
  • schlechtes Schriftbild
  • Schwierigkeiten beim Lesen und Rechnen (z.B. Verwechselung von d und b, oder g und q; setzt beim Lesen erst die Buchstaben mühsam zusammen und spricht das Wort erst dann laut aus; sagt Wörter erst leise vor sich hin bevor es sie aufschreibt)
  • sitzt oft schräg zum Blatt
  • eine Hand ist beim Schreiben stark nach innen eingedreht
  • keine gegengleiche Armbewegung beim Gehen
  • blickt beim Nachdenken häufig nach unten
  • kann keine Schleifen binden

Lösen von Rechts-Links-Blockaden

Die Überkreuzbewegungen der Dennison-Lateralitäts-Bahnung lösen Blockaden in der Rechts-Links-Dimension auf, indem sie beide Gehirnhälften zu gleichzeitigem Arbeiten anregen.

Alle folgenden sechs Übungen bauen aufeinander auf, das Kind sollte sie in der hier angegebenen Reihenfolge üben.

1.     einfache Überkreuzbewegung

  • das Kind steht aufrecht und entspannt; die Arme lässt es dabei locker an der Seite herunterhängen
  • jetzt das rechte Bein anheben und das Knie mit der linken Hand berühren
  • danach das Bein absetzten und den linken Arm locker fallen lassen
  • nun das linke Bein anheben und mit der rechten Hand das Knie berühren
  • rechte Hand locker fallen lassen und linkes Bein absetzen

Beide Überkreuzbewegungen abwechselnd, in gleichmäßigem Rhythmus und locker üben lassen, bis es wie von selbst geht

2.     Überkreuzbewegung mit nach oben gerichteten Augen

  • das Kind wiederholt die einfache Überkreuzbewegung, dabei hält es den Kopf gerade und blickt, ohne den Kopf zu bewegen, nach oben
  • die Augen entspannt in der Mitte; die Blickrichtung darf nicht unangenehm oder schmerzhaft sein

Wiederholen bis das Überkreuzen mit nach oben gerichteten Augen mühelos gelingt

3.     einfache Parallelbewegung

  • das Kind hebt das linke Bein an und berührt sein linkes Knie mit der linken Hand
  • dann das Bein absetzen und den Arm locker nach unten fallen lassen
  • nun das rechte Bein anheben und das rechte Knie mit der rechten Hand berühren
  • dann Bein absetzen und den Arm locker nach unten fallen lassen

Bewegungsfolge locker im Wechsel üben, bis sie mühelos gelingt

4.     Parallelbewegung mit nach unten gerichteten Augen

  • das Kind wiederholt die einfach Parallelbewegung und richtete den Kopf gerade nach vorn und blickt, ohne den Kopf zu senken, entspannt nach unten
  • die Augen stehen in der Mitte

Wiederholung der Übung, bis sie dem Kind ganz leicht fällt

5.     Überkreuz- oder Parallelbewegung mit Augenkreisen

  • das Kind wiederholt die einfache Überkreuz- oder Parallelbewegung, dabei richtet es den Kopf gerade nach vorn und lässt die Augen kreisen – die Richtung ist egal, doch ein Wechsel tut gut

Wiederholung, bis das Kind es als einfach empfindet

6.     einfache Überkreuzbewegung

  • Überkreuzbewegung im Sitzen oder Liegen
  • Bein zur Seite nehmen

Man kann auch Varianten einbauen, damit es dem Kind nicht langweilig wird. Die Bewegung soll aber immer gegengleich bleiben.

Mit freundlichen Grüßen | Franziska Ittner | Dr. Frank & Partner Berlin