Bereits Kinder ab einem Alter von zwei Jahren beginnen mit dem Rollenspiel. Das liegt daran, dass sich ein Kind erst dann als wirklich eigenständige Person im einem sozialen System erkennen kann. Durch das Rollenspiel versuchen sich Kinder in andere Personen hineinzuversetzen und die Welt besser zu begreifen. Nebenbei erlernen sie wichtige soziale Kompetenzen, wie die verbale Ausdrucksfähigkeit und das gegenseitige empathische Einfühlen.

TelefonkontaktDie ersten Rollenspiele, die man beobachten kann, sind in der Regel das Nachahmen der Eltern. Besonders rollen spezifische Aktivitäten werden erprobt. So kann man z.B. Mädchen beobachten, die sich vor dem Spiegel versuchen zu Schminken, oder Jungen, die sich eine Werkbank bauen und ihre Autos reparieren. Dieses Spielverhalten ist von hoher Bedeutung, da die Heranwachsenden sich zunehmend mit dem eigenen Geschlecht identifizieren. Sie lernen, was die Umwelt als „produktiv“ oder „angemessen“ ansieht, bzw. welche Erwartungen die Gesellschaft an die jeweilige Rolle stellt. Schnell weitet sie das nachzuahmende Verhalten auch auf andere Personen im engeren Umfeld aus. Sei es der Opa, Oma, Bruder oder Schwester, manchmal auch eine Freundin oder Nachbarin.

Im wachsenden Wissensdrang der Kinder wird schon bald nach weiteren Erfahrungen gestrebt. Die nächsten Rollenspiele müssen dabei nichts mit realen Situationen wie beim Spiel „Familie“ zu tun haben. Plötzlich verwandeln sich die Kinder in mutige Ritter, gefährliche Piraten oder edle Prinzessinnen. Spätestens an Fasching erkennt man, welche Rolle besonders Prägnant hervortritt. Aber auch reale Personengruppen wie z.B. der Polizist oder die Ärztin sind beliebte Vorbilder.

Spielerisch wird also das Weltbild geschult, die Welt versucht zu erfassen. Ohne es zu bemerken werden soziale Interaktionen trainiert, situationsgerechtes Verhalten erlernt und auch das eigene Selbstbild stetig weiterentwickelt.

Ein ausgefallenes Faschingskostüm oder das klassische Prinzessinenkleid sind also ein besonderer Ausdruck für eine adäquate Entwicklung und den Versuch, sich selbst und seine Umwelt ein wenig intensiver zu erfahren und zu begreifen.