Mit diesem Artikel beziehen wir uns auf die Entwicklungsstörung der motorischen Funktion (UEMF) und möchten ihnen die UEMF an einem Therapiebeispiel erläutern.
Das wie folgt aussieht: „Im Netz der Spinne“
Oft können Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen und visuell-räumlichen Auffälligkeiten beim Spielen mit anderen Kindern nicht mithalten. Das Spielen auf dem Spielplatz ist für Kinder alltagsrelevant. Sie überwinden Hindernisse, wippen und balancieren, knüpfen Knoten, bauen Burgen, rennen und springen. Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen zeigen
in diesen Bereichen oft Auffälligkeiten. Diesen Kindern fehlen die motorischen Fertigkeiten, eine sichere Balance und angemessene Fortbewegungsmöglichkeiten. Auch Kinder mit visuell-räumlichen Auffälligkeiten haben es nicht leicht, sich in der komplexen Spielplatzumgebung zu orientieren. Ihre Probleme liegen in der Verarbeitung von Sinnesinformationen. So können sie Objekte nur schwer in Bezug zu sich selbst oder zu anderen Personen stellen.
Besonders angewiesen sind wir dabei auf visuelle, vestibuläre und propriozeptive Reize, um sich selbst im Raum zu bewegen, nicht anzuecken und Objekte und deren Position zu unterscheiden. Auch auditive und taktile Reize spielen eine große Rolle.
Kinder mit motorischen und/oder visuell-räumlichen Auffälligkeiten können in der Ergotherapie die Fertigkeiten trainieren, die sie in ihrem Alltag und auf dem Spielplatz benötigen. Eine wichtige Funktion haben dabei aktive Bewegungen. Diese werden für die räumliche Beziehung benötigt. Denn nur wer sich bewegt, erhält ein permanentes Update an Informationen über die eigene Bewegung im Raum. So zeigen Kinder im Alter von einem Jahr bessere visuell-räumliche Leistungen, wenn sie aktiv ihre Position im Raum verändern, anstatt getragen zu werden.
Um die Fertigkeiten zu trainieren die ihnen schwerfallen, sollte den Kindern die Übungen Spaß machen und sie sollten möglichst variantenreich üben. Der Therapeut achtet darauf, dass die Aufgaben an der oberen Leistungsgrenze der Kinder ausgerichtet sind und sie nicht unter- oder überfordern.
Ein Vorschlag für eine Therapieeinheit ist das „Im Netz der Spinne“. Dieses Spiel dauert circa 50 Minuten und erfordert an Materialien verschiedene Seile und eine Spinne, z.B. aus Plüsch.
Und so funktioniert’s:
Das Kind soll ein Spinnennetz spannen, es bindet ein Seil fest und stellt fest, dass es zu kurz ist, um die gegenüberliegende Ecke im Raum zu erreichen. Deshalb muss ein zweites Seil muss her. Der Verbindungsknoten stellt für das Kind eine echte Herausforderung dar. Jetzt wird das nächste Seil quer durch den Raum gespannt, mit weiteren Seilen verknotet und zur gegenüberliegenden Seite gespannt.
Das Kind fokussiert den Zielpunkt und übersteigt gleichzeitig das Hindernis. Die Komplexität steigt, es verarbeitet jetzt Informationen des visuellen, vestibulären und propriozeptiven Systems. Auch ein Gummitwist eignet sich zum Spannen. Es übersteigt immer mehr Hindernisse. Die komplexer werdende Raumstruktur erfordert zunehmend differenzierte motorische Anpassungsleistungen.
Geschafft, das Spinnennetz ist entstanden!
Das Spiel kann beginnen, die Spinne wird ins Netz gesetzt.
Therapeut und Kind platzieren die Spinne an unterschiedlichen Orten im Raum. Sie verändern nicht nur den Standort der Spinne, sondern auch ihre eigene Position.
Das Kind übersteigt die Seile jetzt schneller. Die Komplexität steigt. Wieder ist es besonders auf die visuellen, vestibulären und propriozeptiven Informationen angewiesen. Im Weiteren überspringt das Kind die Seile und gleichzeitig
richtet es den Fokus auf die Position der Spinne. Das Tempo steigt und immer mehr differenziertere motorische Fertigkeiten werden jetzt erforderlich.
Nun testet das Kind eine eigene Idee: Es möchte einmal selbst die Spinne sein und balanciert auf den Seilen. Die Raumstruktur bleibt, aber hier muss es fokussieren, dass es auf die richtigen „Spinnenfäden“ tritt. Dafür benötigt es visuelle und taktile Informationen.
Untendurch geht auch? Das robben unter den Seilen lässt das Kind eine neue Orientierung im Raum erleben. Jetzt auf dem Rücken rutschen: durch den Positionswechsel gibt es wieder eine neue Perspektive.
Zum Abschluss krabbelt das Kind noch einmal durch das komplette Spinnennetz hindurch und das Spiel ist beendet.