„Kinder brauchen Märchen“. Diese Worte sagte der berühmte Psychoanalytyker  Bruno Bettelheim und das entspricht der Wahrheit. Durch die Massen an Medien, die derzeit den kindlichen Markt überschwemmen, nehmen die Märchen nur noch eine kleine und meist unwichtige Rolle im Leben der Kinder ein. Und dieser Trend ist höchst alarmierend und beunruhigend! Rotkäppchen und Schneewittchen wurden von Powerrangers, Mangas und Pokémons verdrängt.

TelefonkontaktDie Kultur des Märchenserzählens ist so alt wie die Menschheit. Schon Jesus Christus wusste, dass man dem einfachen Volk am besten Weisheiten vermittelt, wenn man sie in gut erzählte Geschichten verpackt voller Symbolik und emotionaler Ladung. Genauso funktionieren die Märchen. Wenn man ein Märchen mit einem kühlen analytischen Verstand liest wirkt es vielleicht naiv, übertrieben und manchmal sogar unlogisch, aber auf Kinder deren Seele und Verstand empfänglicher für symbolische Sprache ist wirken die Märchen anders. Sie fühlen und lernen unterbewusst, worum es eigentlich in jeweiligen Märchen geht.

Und welche Werte und Eigenschaften werden in den Märchen meistens vermittelt? Freundschaft, Loyalität, Mut, Mitgefühl, Eigenständiges Denken und Handeln, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Opferbereitschaft, Hoffnung und Glaube an sich selbst, Durchsetzungsvermögen und mehr. Angeprangert werden dafür Eitelkeit, Geiz, Neid, Egoismus, Rachsucht, Missbrauch, Feigheit und noch einige Schattenseiten des Menschen. Märchen enthalten die wichtigsten Archetypen, die sowohl das Gute und das Böse verkörpern.

Der Leser identifiziert sich mit dem positiven Helden und entwickelt so seine Persönlichkeit und soziale Kompetenzen. Er lernt, dass die Probleme und Hindernisse, die im Leben unausweichlich sind, zu  überwinden sind, wenn man reines Herzens ist und an seine Prinzipien glaubt. Märchen wirken belebend auf die Phantasie und eignen sich bestens um die Bücher bei Kindern beleibt zu machen. Gewalt in den Märchen. Ja, die gibt es, aber es funktioniert als Träger der tieferen Weisheiten. Dadurch prägt man sich bestimmte Szenen mehr ein.

Das Entscheidende ist, das in den Märchen das Gute immer gewinnt. Die Bösen werden bestraft und die Gerechtigkeit gewinnt. Das ist erfrischend in unsere Zeit, wo alles durch die Getriebe der Logik durchgenommen wird und relativiert bis kein Mensch mehr weiß, was gut und was falsch ist.  Wir Erwachsenen können uns intellektuelle Spielereien mit den Werten leisten, weil schließlich wissen die meisten von uns sowieso, was richtig und falsch ist. Aber Kinder müssen ein Gefühl dazu kriegen und die Märchen eignen sich dazu am besten.

Lassen wir nicht zu, dass die Märchen in Vergessenheit geraten. Das wäre eine kulturelle Kastration. Nehmen Sie sich Zeit um Ihren Kindern die klassischen Märchen zu lesen. Gebrüder Grimm, Hans Christian Andersen und all diese Volksmärchen aus der ganzen Welt. Die Auswahl ist unendlich. Und Sie werden vielleicht auch Ihr inneres Kind zum Leben erwecken und ihm eine riesen Freude dadurch bereiten.