Den Begriff Mobbing hört man häufig im Zusammenhang mit der Schule oder dem Arbeitsplatz. Gibt es aber auch schon im Kindergarten Mobbing? Was bedeutet dies für ein Kind und dessen soziale Entwicklung? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen im folgenden Artikel.

TelefonkontaktWenn ein Kind über einen längeren Zeitraum von Anderen erniedrigt oder sogar von der Gruppe ausgeschlossen wird, spricht man umgangssprachlich von Mobbing. Mobbing ist ein zielgerichtetes und immer wieder auftretendes Verhaltensmuster über einen längeren Zeitraum, bei dem ungleiche Machtverhältnisse gelten und bei dem auch häufig mehrere Personen daran beteiligt sind. Hierbei wird zwischen der körperlichen und verbalen oder auch indirekten Ebene unterschieden. Beim körperlichen Mobbing kommt es zu einem Übergriff, beispielsweise durch kneifen, schubsen oder sogar schlagen. Die häufigste Art ist jedoch das verbale mobben auf direktem oder indirektem Wege. Dabei werden wiederholt abwertende Ausdrücke oder Bezeichnungen benutzt oder das Mobbingopfer wird ausgelacht oder angeschrien. Zudem kommt es häufig auch zum bewussten Ausschluss von Gruppen oder Verbreiten von Gerüchten. Diese Bloßstellung stellt das betroffene Kind vor eine belastende Situation. Denn in diesem Prozess bekommt es ein Gefühl der Erniedrigung und Hilflosigkeit zu verspüren. Besonders das Selbstwertgefühl leidet extrem unter den wiederholten Vorfällen, sodass das Kind die Freude am Umgang mit anderen Gleichaltrigen verliert und sich zunehmend zurückzieht. Da die meisten nicht von allein über solche Erlebnisse berichten, erfährt man meistens relativ spät von derartigen Vorfällen im Kindergarten.

Was in den Augen von Erwachsenen wie Mobbing aussieht, kann in den meisten Fällen nicht als solches bezeichnet werden. Kinder sind in den ersten Lebensjahren nicht in der Lage zielgerichtet und vorgeplant zu handeln, sondern sind eher auf die eigene Wahrnehmung fixiert. Deshalb kann hier häufig nur vom Durchlaufen verschiedener sozialer Entwicklungsphasen gesprochen werden und nicht von Mobbing im eigentlichen Sinne.

Im Alter von 2 bis 3 Jahren werden Kinder in die soziale kulturelle Gemeinschaft eingeführt. Mit Ende des 3. Lebensjahres kommt es nach Piaget zum voroperativen anschaulichen Denken, welches durch unangemessene Verallgemeinerungen und finalisierte Erklärungen gekennzeichnet ist. Im Anschluss daran kommt es zu einem ausgeprägten Egozentrismus, der sowohl in der Wahrnehmung als auch in der sozialen Interaktion auftritt. Dieser kann nur durch das Erfahren unterschiedlicher Ansichten und Speichern dieser sowie dem sozialen Austausch in der Kommunikation mit Sozialpartnern überwunden werden. Die Denkentwicklung wird so durch die Sprache, Spiele und soziale Beziehungen gefördert. Nach dem Kleinkindalter wird der übersteigerte Ich-Anspruch durch Erfahrungen mit Bewertungsmaßstäben reduziert und Leistungshaltungen und -erwartungen werden realistischer. Die Kompetenzentwicklung wird durch kooperative Rollenspiele und das Anbahnen von Regelspielen unterstützt. Erst hier gelingt es den Kindern nach und nach ihr Handeln zu planen und zielgerichtet vorzugehen sowie sich in jemand anderes hinein zu versetzen.

Es gibt jedoch Anzeichen die dafür sprechen, dass das Kind gemobbt wird. Zum Beispiel spricht es auffällig abwertend über sich selbst und wirkt ängstlich, bedrückt oder sogar depressiv. Viele Kinder verweigern zu dem noch den Gang in den Kindergarten. Sie haben vor dem Schlafengehen Bauch- und Kopfschmerzen und weisen einen unruhigen Schlaf auf. Häufig klagen sie über Albträume und Appetitlosigkeit. Außerdem sieht man sie in Gruppensituation, z. B. auf dem Spielplatz, alleine – losgelöst von der Gruppe – spielen. Bei körperlichen Übergriffen sind natürlich auch vermehrt blaue Flecke am Körper zu beobachten.

Sollten diese Anzeichen vorhanden sein, bedeutet es nicht automatisch, dass das Kind gemobbt wird. Dennoch sollte man aufmerksam sein und gegebenenfalls Kontakt mit den Erziehern aufnehmen und sie auf die Vermutung ansprechen.

Man sollte jedoch genau hinsehen, um die Signale des Kindes richtig deuten zu können. Zusammen mit den Erziehern des Kindes können diese besser eingeordnet und bewertet werden. Die Bezugspersonen sollten allerdings nicht aktiv werden, ohne mit dem Kind vorher über die Situation und das Vorhaben gesprochen zu haben. Sonst würde es sich unvorbereitet mit den anderen Kindern auseinandersetzen müssen und somit eine weitere Konfliktsituation hervorrufen.

Am wichtigsten ist es, die jeweiligen Stärken des Kindes zu ergründen und es darin zu bestärken, damit sein Selbstvertrauen gekräftigt wird. Dadurch wirkt sein Auftreten sicherer und es wird nicht mehr so leicht zu einem Mobbingopfer. Das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind ist hierbei sehr wichtig, damit das Kind nicht alleine mit seinen Problemen fertig werden muss, sondern jederzeit einen Ansprechpartner hat, um darüber zu reden. Zusätzlich sollte man die Erzieher bitten, gezielt auf solche Vorfälle zu achten und gegebenenfalls einzugreifen.

Bei der ganzen Thematik gilt es aber zu beachten, dass es in den meisten Fällen nur um Konflikte handelt, die einen wichtigen Teil der sozialen Entwicklung des Kindes darstellen.