Vielleicht haben Sie schon mal jemanden gesehen, der ein oder zwei gekrümmte Finger an der Hand aufweist. Vielleicht auch an beiden Händen und meist der Ring- oder Kleinfinger. Die Person war vermutlich im mittleren Lebensalter und statistisch gesehen auch eher ein Mann. Auch war die Person vermutlich eher europäischer oder nordamerikanischer Herkunft als beispielsweise asiatischer oder afrikanischer Herkunft.
Diese Person könnte unter dem Morbus Dupuytren leiden, auch bekannt unter den Namen Palmarfibromatose oder Dupuytren’sche Kontraktur. Bekannt ist diese Krankheit schon sehr lange, ihren Namen hat sie von dem Chirurgen Guillaume Dupuytren (1777-1835).
Es handelt sich dabei um eine Erkrankung des Bindegewebes der Handfläche, welches vermehrt Kollagen ausbildet und sich somit strukturell verändert. Verhärtete und knotige Stränge des Gewebes sind die Folge. Dieses umlagert mit der Zeit die Flexorsehnen (Beugesehnen), wodurch die Finger sich immer mehr in Richtung Handfläche verkrümmen und es zunehmend zu Bewegungseinschränkungen kommt. Der Verlauf dieses Prozesses ist sehr unterschiedlich und kann sich über mehrere Jahre erstrecken. Auch ist ein Stillstand in jedem Stadium möglich. Meist treten dabei jedoch keine Schmerzen auf.
Die genaue Ursache des Morbus Dupuytren ist noch nicht geklärt. Es ist jedoch eine familiäre Häufung zu beobachten, weswegen man von einer genetischen Komponente ausgeht. Auch in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie beispielsweise Hand- oder Unterarmverletzungen, Diabetes mellitus, Lebererkrankungen oder Nikotin- und Alkoholabusus wird das Auftreten der Erkrankung häufiger beobachtet.
Je nach Ausprägung der Beugekontraktur oder Einschränkung der Fingerstreckung kann Morbus Dupuytren in verschiedene Stadien unterteilt werden.
Die zunehmende Funktionseinschränkung der Hand bringt für den Patienten viele Probleme im Alltag mit sich. Sei es das erschwerte Greifen eines Glases, beim Händeschütteln oder eine gestörte Gestik in der Kommunikation. Somit ergeben sich für den Patienten sowohl körperliche als auch psychische Belastungen durch die Erkrankung.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten (Bsp. Massagen, Medikamente, Schienen) sind in ihrer Wirkungseffektivität sehr umstritten. In einem frühen Stadium wird teilweise das betroffene Gewebe bestrahlt oder mittels einer Nadelfasziotomie behandelt. Ein neueres Verfahren stellt eine Enzymbehandlung dar, wobei verhärtete Stränge aufgelöst werden sollen.
Häufig jedoch wird eine Operation durchgeführt (meist, wenn die betroffene Hand nicht mehr flach auf den Tisch gelegt werden kann, besondere Einschränkungen im Alltag vorhanden sind). Hierbei wird das erkrankte Bindegewebe entfernt. Oftmals kommt es auch zum erneuten Auftreten der Erkrankung (Rezidive).
In der ergotherapeutischen Nachbehandlung wird das Augenmerk anfangs vor allem auf eine möglichst störungsfreie Wundheilung gelegt. Dazu gehören unter anderem eine Schienenanpassung, mildes Kühlen, Narbenmobilisation und das Lockern und Dehnen umliegender Muskulatur. Nach und nach rückt der Fokus der Behandlung dann auf die Erarbeitung der vollen Beweglichkeit und Kräftigung. Dabei ist zu beachten, dass der Faustschluss erst ab der 4. Woche erarbeitet werden sollte. Auch Gelenkschutzunterweisungen sind häufig ein wichtiger Aspekt. Falls durch die OP eine Nervenschädigung vorliegt, wird zusätzlich ein Sensibilitätstraining angeboten.
Mit freundlichen Grüßen | Judith Batti | Dr. Frank & Partner Zürich