Wie eine Mutter bemerkte, dass sich ihr Sohn in seinen motorischen Entwicklungsetappen sich nicht altersentsprechend verhielt:
Immer wieder kommt es zu Diskussionen, wie es bei Kindern zu motorischen Entwicklungsverzögerungen kommt. Häufig treten Vorwürfe gegenüber der Kindsmutter in den Vordergrund, wie z.B. das Kind hätte zu wenig Bewegungsangebote bekommen etc. Angesichts der Komplexität der menschlichen Motorik und der zusätzlichen Bedeutung emotionaler Einflüsse kann jedoch eine Vielzahl von Ursachen für motorische Beeinträchtigung verantwortlich sein. (siehe Artikel vom 7.3.2011 “Motorische Entwicklungsstörung“) In einem Interview berichtet die 34 jährige Mutter des heute sieben Jahre alten Oskars mit der Diagnose “umschriebene motorische Entwicklungsstörung“ von den motorischen Auffälligkeiten in seinem Alltag.
Der kleine Oskar, so berichtet seine Mutter erblickte als Frühgeburt das Licht der Welt und musste für einige Woche im Wärmebett der Kinderklinik liegt. Bis zum 1. Lebensjahr zeigte Oskar nach Angaben der Kindsmutter einen weitestgehend unauffälligen Verlauf seiner motorischen Entwicklung. Als ein Jahr später Oskars kleine Schwester Sia geboren wurde, habe er sich immer deutlicher zurückentwickelt. Oskar erlernte dann gemeinsam mit seiner Schwester erneut das Laufen und Sprechen. Er erhielt seit dem Besuch in der Kita aufgrund seiner Entwicklungsverzögerungen eine gezielte Sprachförderung, eine Förderung Gruppenverband zur Motorik und Ausdauer sowie Ergotherapie. Das Erlernen von Fahrradfahren und Schwimmen beschreibt die Mutter bei Oskar als. „einen langwierigen Lernprozess“. Der Bewegungen wirkten dabei staksig, plump und ungeschmeidig. Die Bewältigung von fein- und grobmotorischen Aufgaben liegt bei Oskar nach medizinischen Diagnosekriterien aufgrund von Störungen seiner propriozeptiven und taktilen Wahrnehmung deutlich unterhalb des Durchschnitts, welches aufgrund seines Alters und seiner allgemeinen Intelligenz zu erwarten sei. In einem damals erstellten motorischen Entwicklungsbericht kam es bei Oskar zufolgenden symptomatischen Krankheitsbildbeschreibungen
- Verzögerungen und Rückschritte der motorischen Entwicklung sowie Sprachentwicklungsstörungen waren bei Oskar bereits im Kleinkindalter erkennbar
- Oskar kann sich nur begrenzt Bewegungen vorstellen und diese imitieren
- Seine Bewegungen sind aufgrund seines unsicheren Lage- und Bewegungsempfindens bzw. einer mangelnden Verarbeitung propriozeptiver Reize unkoordiniert und verlangsamt.
- Stell- und Gleichgewichtsreaktion werden von ihm verzögert und in mangelhafter Ausführung eingesetzt
- Aufgrund eines hypotonen Haltetonus kommt es bei Oskar zu schlaffen Bewegungsabläufen.
- Seine geringe Grundspannung führt zu einer schlechten Muskelführung in den Gelenken. Es kommt bei Oskar vermehrt zu Gelenkinstabilitäten, welche sich vorallem in Überbeweglichkeiten äußern.
- Aufeinanderfolgende Fingerbewegungen können von Oskar nur schwer koordiniert werden.
- Bimanuelle Tätigkeiten sind erschwert (z.B. Schneiden mit der Schere, Falten von Papier).
- Seine feinmotorische Fähigkeiten benötigen aufgrund unzureichender Kraftdosierung und einer eingeschränkten Auge-Hand-Koordination viel Zeit.
- Die mangelhafte Verarbeitung taktiler Reize führt bei Oskar zu motorischen Unruhen (z.B. Stuhlkippeln) und zur Selbststimulierung (z.B. auf der Lippe kauen; ständiges kratzen).
Nach den Kriterien des DSM-IV (315.4) müssen die Störungen der motorischen Fertigkeiten die schulischen Leistungen oder Aktivitäten des täglichen Lebens deutlich behindern. Bei dem sieben jährigen Oskar kommt es zu:
- Schlechten Leistungen im Sportunterricht (verspätete Reaktionen, Probleme beim Ballspiel)
- Lernschwierigkeiten in verschiedenen Schulfächern aber vor allem in Mathematik
- Ein geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. (Oskar benötigt immer wieder externen Zuspruch.)
- Eingeschränkte Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit (Oskar erscheint zeitweise abwesend“) führen zu Problemen im Lern- und Arbeitsverhalten sowie zu einem verlangsamten Arbeitstempo im Schullalltag.
Trotz seiner alltäglichen Schwierigkeiten bei motorischen Aktivitäten verfügt Oskar nach Angaben der Mutter über gute soziale Kompetenzen. Er pflegt regelmäßigen Kontakt zu Gleichaltrigen und ist in seiner Schulklasse sowie bei Freizeitaktivitäten (z.B. Schwimmen, Spielplatz) gut integriert
Mehr zu den Schlußfolgerungen und dem weiteren Vorgehen gibt es im nächsten Artikel.