Nach Renate Götze, Caroline Michal, Kathrin Zenz
Wer als Ergotherapeut in der Neurologie arbeitet, braucht ein differenziertes Befundsystem. Dies ist vor allem wichtig, damit die verschiedenen neurologischen Bereiche professionell abgeklärt werden können. Mit dem Ergebnis der Befunderhebung kann gegenüber den Krankenkassen, den Ärzten, den Patienten und deren Angehörigen argumentiert werden, warum eine ergotherapeutische Intervention nötig ist und in welchen Bereichen mit welchem Umfang diese stattfinden soll. Auf einer differenzierten Befundung baut also die komplette ergotherapeutische Behandlungsplanung auf. C. Michal hat für die Rehabilitation in der Neurologie ein standardisiertes Befundsystem entwickelt. Der Schwerpunkt bleibt dabei auf der Beobachtung des Patienten bei alltäglichen Verrichtungen. Es soll gezielt für Erwachsene Patienten mit erworbenen Hirnläsionen wie z.B. nach Apoplex, Schädelhirntrauma, Tumore, entzündlichen toxischen Erkrankungen oder der Hypoxie, eingesetzt werden. Das Befundsystem besteht aus einem Deckblatt mit der Zusammenfassung des Befunds sowie Möglichkeit, zusätzliche Beobachtungen zu Emotionalität, Antrieb und Krankheitseinsicht zu notieren und Dokumentationsbögen die in 12 neuropsychologische Bereiche unterteilt sind:

  1. Sensorik (Sehen, Hören, Riechen und Schmecken, Sensibilität)
  2. Neglect
  3. Praxie (Ideomotorische-, Ideatorische-, Bukkofaziale- und Sprechapraxie)
  4. Orientierung
  5. Aufmerksamkeit
  6. Lernen und Gedächtnis
  7. Räumlich-visuelle und räumlich-konstruktive Leistungen (Räumlich-visuelle und räumlich-konstruktive Leistungen)
  8. Planen und Problemlösen
  9. Kognitive Flexibilität und Abstraktion (Kognitive Flexibilität, Abstraktionsfähigkeit)
  10. Sprache (Aphasie, Dysarthrie)
  11. Lesen und Schreiben
  12. Umgang mit Zahlen

Jeder Dokumentationsbogen ist in Definition (des betreffenden Bereichs), Klinik (Auffälligkeiten des Alltags), Diagnostische Aufgaben und Standardisierte Testungen unterteilt. Zu jedem neurologischen Bereich gibt es die dazugehörigen Arbeitsblätter. Zusätzlich zu den Arbeitsblättern wird diverses Material benötigt: A4 Papier, Bleistift, Radiergummi, Lineal, Schere, Turm von Hanoi, 11 unbemalte Holzwürfel, Kerze, Streichhölzer, Briefkuvert, Taschenlampe mit 2 Sätzen Batterien, Postpaket, Formulare (z.B. Überweisungsformulare, Bestellscheine…), Stadtplan und 5€ in verschiedenen kleinen Münzen. Wichtig für die Durchführung der Befunderhebung ist ein ungestörter Testraum, keine weiteren Anwesenden, gute Lichtverhältnisse, Tisch und Stuhl in ergonomischer Höhe. Falls der Patient Brille/Hörgerät benutzt soll er diese benutzen. Die Befunderhebung sollte motivierend gestaltet werden. Die Befundbatterie kann flexibel eingesetzt werden. Die unterschiedlichen Schweregrade der Krankheitsbilder der Patienten sollen berücksichtigt werden. Das Befundinstrument kann in Rehakliniken und ambulanten Ergotherapie Praxen angewandt werden.

Mit freundlichen Grüßen | Carola Rehm | Dr. Frank & Partner Zürich