In der Schweiz erleiden pro Jahr ungefähr 12.000 Menschen einen Schlaganfall. Ein Schlaganfall verändert das Leben eines Menschen von einer Minute auf die andere. Je nach betroffener Region kommt es dabei zu motorischen Ausfällen, Sprachstörungen, Störungen der Wahrnehmung, der Kognition und / oder zu Persönlichkeitsveränderungen.

Wir sind seit über 20 Jahren am MarktDas tatsächliche Ausmaß der Folgen wird dabei erst sichtbar, sobald eine körperliche Stabilisierung eingetreten ist. Manche Betroffene erkennen ihre Einschränkungen jedoch aufgrund der betroffenen Hirnregion nicht oder es fällt ihnen schwer, sich die Schwäche einzugestehen. Werden die Defizite erstmals erkannt, löst dies bei den Betroffenen häufig Bestürzung aus: „Das kann doch nicht wahr sein!“, „Wieso geschieht dies gerade mir!“.

Rasch bemerken die Betroffenen, dass sie ihr alltägliches Leben ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigen können. Hilfestellungen bei der täglichen Pflege oder beim Essen durch das Pflegepersonal sind häufig. Bereits nach wenigen Tagen beginnt für die Betroffenen die Therapie, um verloren gegangene Fähigkeiten wieder zu erlernen. Dabei werden nochmals alle Facetten der Beeinträchtigung erlebt und die Betroffenen erkennen zusätzlich, dass sie viele ihrer bisherigen Rollen nicht mehr gerecht werden können. Beispielsweise der Rolle als Partner oder als Arbeitnehmer. Die Betroffenen erleben dadurch einen Verlust der Kontrolle über ihr eigenständiges Leben und der Selbstständigkeit.

Der Schlaganfall bringt neben dem Verlust von körperlichen Funktionen und einer gravierenden Veränderung des bisherigen Lebens, häufig noch eine psychische Belastung für die Betroffenen mit sich.

Die emotionalen Reaktionen auf den Schlaganfall und seine Folgen können vielfältig ausfallen: Verunsicherung, Hoffnungslosigkeit, Scham, Wut und viele weitere. Dies kann sogar so weit reichen, dass die Betroffenen ihr Leben nicht mehr als lebenswert empfinden. Starke emotionale Reaktionen können wiederum zu körperlichen Beschwerden wie beispielsweise Schlafstörungen, Appetitmangel oder Nervosität führen.

Solche emotionale Reaktionen und psychische Belastungen können aber nicht nur zu Beginn der Erkrankung stattfinden, sondern während des gesamten Rehabilitationsprozesses. Denn Fortschritt, Rückschritt und Stagnation können sich stetig abwechseln, was den Betroffenen immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.

Was kann dagegen getan werden?

Emotionale Reaktionen auf solch gravierende Veränderungen sind normal und können auch dabei helfen, die Situation zu bewältigen. Sehr wichtig ist, diese Emotionen zu erkennen. Auch emotionale Reaktionen des Umfeldes sind normal. Oftmals sind Angehörige mit der neuen Situation überfordert und fühlen sich der Situation nicht gewachsen. Je nach Dauer und Stärke der Emotionen, benötigen die Betroffenen Hilfe von Spezialisten, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Je früher eine psychische Belastung erkannt wird, desto geringer kann deren Ausmaß gehalten werden. Deshalb gilt, diese schnell zu erkennen und dem Betroffenen eine gezielte neuropsychologisch-psychotherapeutische und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung anzubieten.

Anzeichen, wann eine Person externe Hilfe in Anspruch nehmen sollte ist, wenn diese emotionalen Reaktionen über einen längeren Zeitraum vorhanden bleiben und / oder wenn Angehörige, Ärzte, Therapeuten dazu raten. Denn die Betroffenen erkennen das Ausmaß ihrer Emotionen oftmals nicht vollständig oder glauben nicht an den Nutzen einer Besserung durch eine psychiatrische Therapie.

Häufig gestellte Diagnosen nach Schlaganfällen sind etwa Depressionen oder Angststörungen. Symptome einer Depression sind z.B. Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Erkennbare Symptome einer Angststörung sind Nervosität, Unruhe, Angespanntheit, vegetative Symptome wie Herzrasen.

Neben einer psychiatrischen Therapie können auch Selbsthilfegruppen hilfreich sein. In diesen können die Betroffenen ihre Erfahrungen und Herausforderungen austauschen und fühlen sich mit ihrer Krankheit weniger alleine. Zudem können sie von den anderen Teilnehmern neue Bewältigungsstrategien für die einzelnen Herausforderungen erlernen.

Wie kann Ihnen die Ergotherapie helfen?

Als Ergotherapeut ist es sehr wichtig zu erkennen, in welcher Situation der Patient sich gerade befindet und wo seine größten Herausforderungen zurzeit sind. Dies kann an den beeinträchtigen Funktionen liegen, oder auch an den psychischen Belastungen durch die Funktionseinschränkungen.

Deswegen ist ein holistischer Ansatz der Therapie (180 Grad Modell) sehr wichtig, um von Beginn an auch psychische Komponenten eines Krankheitsbildes aufzunehmen. Wenn eine psychische Herausforderung vorliegt, führt dies meist auch zu einer Stagnation oder sogar zu einem Rückfall der Funktionen. Umso früher psychische Belastungen erkannt werden, desto geringer kann deren Ausmaß gehalten werden. Zudem nimmt der Therapeut auch die Rolle eines Begleiters während dieser herausfordernden Lebenssituation ein und behandelt den Patienten optimal und effizient auf seinem individuellen Weg zur Genesung.

Mit freundlichen Grüßen | Nathalie Scheuermeier | Dr. Frank & Partner Zürich