Gerade in der Weihnachtszeit erinnert man sich als Erwachsener immer wieder gerne an Rituale und Traditionen aus der Kindheit zurück. An den üblichen Kirchgang vor der Bescherung, an Plätzchen backen mit Weihnachtslieder, an das Vorlesen der Adventsgeschichte usw.
Auch in der Erziehung können Rituale als ein besonderes kindgerechtes, wirkungsvolles und damit auch eindrucksvolles Erziehungsmittel gesehen werden. Man könnte sagen, es sind bestimmte Regelungen und Abläufe, Familienzeremonien und traditionelle Gewohnheiten, die allen Beteiligten lieb, wichtig und unbezahlbar erscheinen, weil sie dem Leben einen ganz individuellen Charme verleihen. Nun stellt sich aber die Frage, was leisten und bewirken derartigen Rituale?
Für Kinder bieten Rituale wichtige Orientierungs- und Ordnungspunkte, denn sie bleiben immer gleich. So gewährleisten beispielsweise Gute- Nacht- Zeremonielle, dass ein Kind mit der regelmäßig stattfindenden Gutenachtgeschichte sich auf die Schlafenszeit vorbereiten kann, einen klaren Tagesabschluss erfährt und zur Ruhe kommt. Auch schafft das abendliche Bilderbuch anschauen oder das Vorlesen einer Geschichte dem Kind ein Gefühl von Geborgenheit und Zugehörigkeit.
Manche lieben Rituale verkörpern dem Kind auf ihre ganz besondere Art und Weise ein Gefühl von Nähe und Wärme. Gleichzeitig mildern Rituale auch Ängste. In der schnell veränderbaren Zeit können angenehme Gewohnheiten ängstlichen Kindern ein Stück Sicherheit bieten. Gegen die Angst vor Dunkelheit hilft so z.B. ein Abendlied oder die Geschichte von einer guten Zauberfee, die aufpasst, dass bei den schlafenden Kindern nachts alles in Ordnung ist. Von besonderer Relevanz erscheinen jedoch Rituale um den Umgang mit Konflikten zu lernen und zu regeln. Sie zeigen den Kindern einen Mittelweg zwischen Freiheit und Verpflichtungen. Zum Beispiel wird an den Wochenenden regelmäßig gekocht: Einmal darf die sechsjährige Finia ihrem Vater bei der Zubereitung der Pizza helfen und am darauf folgenden Wochenende ist der vierjährige Bruder Oskar an der Reihe mit der Mutter einen Kuchen zu backen.
Dank dieser festen Gewohnheit ist die Hilfe im Haushalt gleich mit einer positiven Gewohnheit in Verbindung gebracht worden. Rituale verhindern also stellenweise Auseinandersetzungen über Pflichten. Voraussetzung ist jedoch, dass Rituale immer wieder den Bedürfnissen aller Familienmitglieder neu angepasst werden, damit sie später in guter Erinnerung bleiben und vielleicht ebenfalls fester Bestandteil der nächsten Generation werden können.