Rufen Sie sich doch einmal Ihren morgendlichen Ablauf an Werktagen in Erinnerung…
Viele Menschen wiederholen allmorgendlich ihr „Aufsteh-Ritual“:
Nachdem pünktlich der Wecker geklingelt hat, rollen Sie sich aus dem Bett, ziehen Sich etwas über und beschreiten den Weg zur Kaffeemaschine. Nun werden die Kinder geweckt, welche schnellst möglich ins Bad gebracht werden.
Während der Kaffee langsam vor sich hin röstet, verschwinden auch Sie im Bad und machen sich für die Arbeit fertig, ziehen während Sie ihren Kaffee trinken noch schnell die Kinder an, werfen einen Blick in die Tageszeitung, bevor Sie sich dann mit Ihren Liebsten in Ihr Auto schwingen.
Doch was ist, wenn etwas unerwartetes dazwischen kommt? Nehmen Sie an, eines Ihrer beiden Kinder bemerkt kurz nachdem es beim Zähneputzen war, dass das Lieblingskleid nicht im Kleiderschrank hängt. Nun ist improvisieren angesagt…. Während Sie ihrer 8Jährigen erklären, dass man Wäsche doch ab und zu waschen sollte, erklärt Ihnen Ihre Tochter verzweifelt „dass Sie ohne dieses Kleid heute niemals in die Schule könne“ während Sie bemerken, dass die Milch für den Kakao überkocht. Verzweifelt versuchen Sie die Situation zu retten und Struktur zu erhalten, doch ein Blick auf die Uhr genügt um zu wissen, dass das heute wohl nicht Ihr Tag wird.
Doch wie erleben eigentlich Ihre Kinder solch eine Situation?
Nachdem Lea, 8 Jahre, verschlafen wie eh und jeh endlich ihre Zähne fertig geputzt hat, marschiert sie noch verträumt in ihr Kinderzimmer. Da entdeckt sie, dass ihre Mama mal wieder das falsche Kleid raus gelegt hat. Verzweifelt öffnet Sie den Kleiderschrank und wendet bereits 10 min. ihrer Zeit auf, um den gesamten Kleiderschrank zu durchsuchen bis ihre Mutter ihr erklärt, dass das Kleid schon wieder in der Wäsche sei. Lea, die das Kleid unbedingt ihren besten Freundinnen zeigen wollte, weiß nicht mit dieser Situation umzugehen. Anscheinend ist ihre Mutter sehr wütend, auch sie selbst ist traurig, und eigentlich weiß sie gar nicht mehr genau warum. Als sie da noch die verbrannte Milch riecht, schafft sie es nicht mehr, sich darauf zu konzentrieren sich ihre Haare zu kämmen und ihre Schulsachen zu packen. Sie hört ihre Mutter bereits rufen, dass sie mal wieder viel zu spät dran sind als Lea beschließt, heute so krank zu sein, um nicht in die Schule gehen zu können.
Dies ist sicherlich eine Situation, die sich im ersten Moment sehr überspitzt anhört, jedoch jede Mutter in abgewandelter Form schonmal erlebt hat. Beleuchtet man solche Erlebnisse mit einem psychologischen Hintergrund wird erst richtig deutlich, wie wichtig Routinehandlungen und geregelte Tagesabläufe wirklich sind. Sie geben sowohl Erwachsenen, und besonders auch Kindern Sicherheit und Gelassenheit, da nicht mehr jeder Schritt geplant werden muss sondern automatisiert abläuft. Viele Routinehandlungen bestimmen unseren Alltag. Nicht nur das Frühstück, sondern auch z.B. Abendessen, das zu Bett bringen der Kinder oder sogar der tägliche Schulweg sind Automatismen. Viele hegen das Vorurteil, geregelte Abläufe würden Langeweile mit sich bringen. Doch nur, wenn Struktur und Ordnung (besonders ist dies bei Kindern zu beobachten) ein Teil unseres Alltags ist, können wir uns auf neue Lerninhalte konzentrieren, herausfordernde Aufgaben bewältigen und neue Erfahrungen sammeln.