So lautet die Frage, die sich Wissenschaftler des Zentralinstituts für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim gestellt haben. Statistiken belegen, dass über die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung in Städten lebt. Es liegen Prognosen vor, die besagen, dass bis ins Jahr 2050 sogar 69% der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Statistiken belegen, dass Menschen, die in einer Stadt geboren oder aufgewachsen sind, ein höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine psychische Störung zu entwickeln. So kommen in Städten Angststörungen 21% mal häufiger vor, Depressionen sogar 39% mal häufiger. Die Erkrankungshäufigkeit für Menschen mit einer Schizophrenie ist in einer Stadt doppelt so hoch. Doch welche Faktoren sind für diese immens hohen Zahlen an psychisch erkrankten in Städten verantwortlich?

Nach einer Studie des ZI, wird der soziale Stress als Hauptursache genannt. Unterstützung findet diese Annahme in der unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des ZI und Leiter der dortigen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, durchgeführten Studie. Dazu haben mehrere Wissenschafter in drei Studien mögliche Zusammenhänge zwischen Stadtleben und sozialem Stress untersucht. Die Studienteilnehmer mussten unter Zeitdruck Kopfrechenaufgaben lösen. Für ihre Leistung wurden sie kritisiert, was zu erheblichem sozialen Stress führte. Mittels funktioneller Kernspintomografie wurden Vergleiche zwischen den Menschen aus Grossstadt, Kleinstadt und ländlichem Gebiet aufgestellt. Dabei wurde berücksichtigt, ob und wie lange die Studienteilnehmer in der Stadt aufgewachsen waren. Es wurde festgestellt, dass die Hirnregion Amygdala auf die Grösse der momentanen Stadtumgebung reagierte. Die Amygdala spielt bei der emotionalen Bewertung sowie bei der Wiedererkennung von Situationen und Gefahren eine wichtige Rolle und liegt im limbischen System (Zentrum für die Gefühlsverarbeitung). Sie ist wesentlich mitverantwortlich bei der Entstehung von Angst und Depressionen. Die Hirnaktivität in der Amygdala war bei den Städtern am grössten und nahm bis zu den Landbewohnern immer mehr ab. Die geborenen Städter zeigten die höchste Gehirnaktivität im anterioren Zingulum. Der anteriore Zingulum liegt ebenfalls im limbischen System und reguliert die Amygdala. In diesem Zentrum werden unter anderem der frühkindliche Stress und die negativen Emotionen verarbeitet.

Prof. Meyer-Lindenberg sieht in den Studienergebnissen einen ersten „Hinweis auf ein Gehirnsystem für sozialen Stress, das dem Einfluss der Stadtumgebung auf psychische Störungen zu Grunde liegen kann.“ Er gibt zu bedenken, das wir erst am Anfang stehen, „detailliert zu verstehen, wie unsere Umwelt auf unser Erleben und Verhalten einwirkt und damit auch wesentlich für die psychische Gesundheit ist.“ Er hofft, dass diese Ergebnisse nicht nur für die medizinische Forschung sondern auch für die „Planung gesünderer Lebensumgebungen nützlich sind.“

In der Ergotherapie behandeln wir Menschen, die unter anderem auf Grund von sozialem Stress krank wurden. Das können z.B. Menschen mit Depressionen, Angststörungen, Burn out oder Schizophrenie sein.

Mit freundlichen Grüßen | Carola Rehm | Dr. Frank & Partner Zürich