Trauer ist ein weit dehnbarer Bergriff. Beim ergotherapeutischen Arbeiten ist das Wissen, um Trauerarbeit sehr wichtig, da sie häufig Bestandteil verschiedener Erkrankungen, ob körperlicher oder psychischer Art, ist und wie diese auf Grund des holistischen Ansatzes nicht außer Acht lassen dürfen. Trauer kann bei Verlust , Beziehungsstress, Trennung und Misserfolg etc. entstehen.
Mit Trauer geht häufig ein Verlust einher. Dieser bezieht sich nicht nur auf den Verlust eines Menschen, sondern kann sich auf den Verlust von Körperteilen, sensorischen Funktionen wie Taubheit oder Erblindung, kognitiven Funktionen, wie sie z.B. bei einer Demenz, ideelle Werte, wie z.B. Lebensziele oder auf den sozialen Rang, z.B. bei Arbeitslosigkeit beziehen Trauer zeichnet sich vor allem durch starke Gefühle, wie Zorn, Einsamkeit, Schmerz und Verlassenheit aus. Jeder Mensch trauert individuell. Es bezeichnet jedoch einen Prozess indem der Mensch sich wieder neu orientieren muss, da sich das Altbekannte verändert hat. Frau Kübler- Ross unterteilt diesen Prozess in fünf verschiedene Phasen, welche individuell durchlaufen werden. Diese Phasen können in unterschiedlicher Reihenfolge statt finden. Hierbei können sich die einzelnen Phasen auch wiederholen oder es werden einzelne ausgelassen. Das heißt auch, dass bei einem gut bewältigtem Trauerprozess noch nach Jahren auf Grund des erlebten Verlustes kurzzeitig Gefühle wie Wut, Zorn oder Niedergeschlagenheit auftreten.
Die erste Phase nach Frau Kübler-Ross wird als „Nicht wahrhaben wollen“ bezeichnet. Hierbei leugnet der Mensch das Geschehene und es erfolgt eine Inakzeptanz der vorliegenden Situation. Die Betroffenen haben hier häufig das Gefühl, das sie sich nicht in der Realität befinden und wirken häufig wie versteinert und gefühllos. Die Flucht aus der Realität wird als einzig möglicher Ausweg gesehen. Das Konfrontieren mit dem eigentlichen Ereignis ist in dieser Phase noch nicht möglich. In dieser Phase ist es wichtig dem Betroffenen ein Gefühl von Vertrauen und Wärme entgegen zu bringen und ihm die Möglichkeit zu geben seine Wahrnehmung zu schildern. Wenn derjenige in der Lage ist über seinen emotionalen Zustand zu sprechen, fällt es dem Betroffenen leichter, wieder zurück in die Realität zu finden.
Die zweite Phase bezeichnet Frau Kübler-Ross als „Zorn“. Diese Phase stellt eine Ballung von Emotionen dar, d.h. der Betroffene lässt seine Emotionen zu und freien Lauf. Dazu gehören unkontrollierte Wutausbrüche, Zorn, Hass, Schuldgefühle, Schmerz und Angst. In dieser Phase sollte man dem Betroffenen die Möglichkeit geben seine Emotionen vielseitig auszudrücken. Bei Wut oder Aggressionen kann es der Sport, wie z.B. das Schlagen auf einen Boxsack sein. Andere benötigen eher Musik oder auch gestalterische Tätigkeiten, um Ihren Emotionen auszuleben.
Die dritte und meist sehr kurze Phase stellt das „Suchen, sich-finden, sich trennen“ dar. Hier stellt sich der Betroffene meist seinen Erinnerungen in Verbindung mit dem Abschied nehmen der bis dahin gekannten Ordnung. Er fängt an seiner neuen Situation zu begegnen. Häufig suchen diese Menschen vorerst nach Ruhe und Rückzug. In dieser Phase ist es wichtig, dass der Betroffene nicht eine bestimmte Richtung gedrängt wird, sondern dass man ihm die Zeit und den Raum bietet, die er benötigt, um loslassen zu können.
Die vierte Phase beinhaltet „Das Finden eines neuen Welt- und Selbstbezuges“. Hier hat der Betroffene sein Verlust soweit akzeptiert, dass er sich seiner Umwelt stellen kann. Die Betroffenen legen neue Ziele und Erwartungshaltungen fest, denen sie sich stellen wollen. Hier kann es hilfreich sein zusammen mit dem Betroffenen die ersten Schritte unterstützend zu begleiten und zu reflektieren.
Mit freundlichen Grüßen | Anja Willmann | Dr. Frank & Partner Berlin