Weinen, schreien und nörgeln. Derartige Trotzreaktionen unserer Kinder sind wohl allen Eltern bekannt. Sie sind normal und ein wesentlicher Bestandteil der natürlichen Entwicklung eines jeden Kleinkindes. Wenn der dreijährige Manuel sich im Kaufhaus schreiend auf den Boden wirft, weil er das gewünschte Spielzeugauto nicht bekommt, bedarf es bei seinen Eltern häufig starke Nerven sowie eine große Portion Geduld. Manuels Mutter fragt sich jedoch in diesen Situationen immer wieder:“ Wie viel Wut ist eigentlich normal?“
Gelegentlich Trotzanfälle zeigen die Kleinkinder typischerweise im Alter von etwa 15 Monaten bis 3 Jahren und sind somit ein wesentlicher Bestandteil des normalen kindlichen Reifungsprozess. Der dreijährige Manuel erlebt in diesem Alter einen großen Entwicklungssprung. Seine motorischen Fähigkeiten werden besser und Manuel handelt zunehmend selbst. Er strebt nun vermehrt danach seine Umwelt auf eigene Faust erkunden zu wollen. Gleichzeitig entwickeln Kinder ab dem 2. Lebensjahr ihr eigenes Ich. Sie lernen sich selbst als Person wahrzunehmen und entdecken bewusst, dass ihr Handeln bei anderen Personen Reaktionen hervorruft.
Wenn der kleine Manuel im Kaufhaus versucht seinen Willen gezielt durchzusetzen und dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt ist, weil seine Mutter andere Dinge im Sinn hat, entstehen bei Manuel Gefühle der Wut und Entäuschung. Für viele Kinder sind derartige negative Gefühle neu. Es handelt sich um starke Emotionen, mit denen der kleine Manuel noch nicht umzugehen weiß. Sie verunsichern ihn und Manuel gerät dadurch in innere Spannungszustände, die sich in Schreiattacken und körperliches Sperren entladen. Doch wie verhält man sich als Elternteil bei dieser kindlichen Autonomie-Erkämpfung richtig?
Häufig sind derartige Wut- und Trotzreaktionen der Kinder in der Öffentlichkeit anzutreffen und wichtig ist es, dass die Eltern Strategien für den Umgang mit derartigen Trotzreaktionen entwickeln:
- Es gilt als elementarer Grundstein, dass sich sowohl Mutter als auch Vater über das Erziehungskonzept einig sind.
- Spielregeln sollten gegenüber dem Kind in einer freundlichen, aber dennoch konsequenten Atmosphäre klar formuliert und durchgesetzt werden
- Es ist sinnvoll bei Wutausbrüchen und Regelübertretungen dem Kind eine Brücke zubauen, mit der sich ohne Gesichtsverlust aus der Situation zurückziehen kann. So bietet Manuels Mutter ihm ein Spielzeug als Alternative an, dass er noch zuhause in ihre Handtasche gepackt hat. Das Lieblingsauto spendet dem Trotzkopf schließlich Trost und beruhigt Manuel
- Abwertende und negative Rückmeldungen sollten von der Eltern stets vermieden oder gezielt abgebaut werden
- Bei Überforderung, kann es für die betreffenden Eltern von Vorteil sein, den Ort des Geschehens kurz zu verlassen, um durchzuatmen und weitere Eskalationen zu vermeiden. Allerdings sollten derartige Time Outs den Kindern angekündigt werden, damit sie sich nicht im Stich gelassen fühlen.
Fangen Eltern die Trotzattacken ihrer Kinder rechtzeitig auf, bevor es zur Eskalationen in der Familie kommt, werden unkontrollierte Wutausbrüche bald weniger. Auch wenn die Kinder in ihren sprachlichen Kompetenzen ab dem 3. Lebensjahr zunehmend reifen, lernen Kinder derartige Konfliktsituationen mit anderen Möglichkeiten zu bewältigen.