Rund 9,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter dieser Krankheit. Doch was genau ist eine Persönlichkeitsstörung und woran erkennt man sie?
Unter Persönlichkeitsstörung (Abk. PKS) darf man sich einen Oberbegriff vorstellen, der sich dann in viele verschiedene und spezifische Formen aufgliedert. Laut ICD 10 (internationales Diagnoseklassifikationssystem der Medizin) gibt es 10 verschiedene Arten der PSK, wobei diese jeweils noch Untergliederungen besitzen und es einen extra Abschnitt „andere spezifische Persönlichkeitsstörungen“ gibt.
Allgemein ist zu sagen, dass eine Persönlichkeitsstörung immer mit einem von der Norm abweichenden Verhaltensmuster einhergeht und verschiedene Persönlichkeitsstrukturen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Das heißt, Personen mit dieser Krankheit erleben gewisse Situation anders und zeigen daraufhin ein normabweichendes Verhalten. Man geht davon aus, dass viele unterschiedliche Faktoren für die Diagnose PKS verantwortlich sind. So können die Umweltfaktoren wie zum Beispiel die Eltern und das soziales Umfeld, aber auch Störungen während der Entwicklungsstufen im Kindesalter eine Rolle spielen. Auch nimmt man stark an, dass die genetische Disposition einen großen Einfluss hat.
Doch da psychische Erkrankungen für die meisten Menschen nicht fassbar sind und jeder Mensch ein Individuum ist, stellt sich die Frage was ist „normal“?
Hier möchte ich kurz das sogenannte Big-Five-Modell oder auch Fünf-Faktoren-Modell (FFM) vorstellen. Dabei handelt es sich um ein Modell, das die fünf wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale beschreibt und man somit in der Lage ist, jeden Menschen auf dieser Skala einzuordnen.
Folgende Merkmale sind aufgeführt:
- Neurotizismus / emotionale Stabilität,
- Introversion / Extraversion,
- Offenheit für Erfahrung,
- Verträglichkeit,
- Gewissenhaftigkeit.
Dominiert nun eines dieser Merkmale stark bei einer Person und ist dauerhaft vorhanden, sodass es zu einer Störung des Befindens, des sozialen Verhaltens zum Beispiel im Beruf kommt und somit eine negative Auswirkung auf das tägliche Leben hat, spricht man von einer Störung der Persönlichkeit.
Man hat festgestellt dass der Konsum von Drogen oft im Zusammenhang mit einer Persönlichkeitsstörung steht. Somit wurde berechnet, dass 28,6 % der Personen mit Alkoholproblemen und 47,7 % der Menschen mit problematischem Drogenkonsum mindestens eine Persönlichkeitsstörung haben. Zudem tritt zu einer Persönlichkeitsstörung häufig noch eine Depression auf.
Aber wie geht es weiter nachdem die Diagnose gefallen ist?
An erster Stelle steht die Psychotherapie. Dort arbeitet man mit verschiedenen psychoanalytischen und verhaltenstherapeutischen Behandlungsverfahren, die darauf hinwirken, den Patienten zu unterstützen und neue adäquate Lösungsstrategien zu vermitteln. Auch kann es zur Verschreibung von Medikamenten wie Psychopharmaka kommen. Dabei sollte man sich bewusst machen dass diese rein zur Symptombekämpfung dienen.
Als weiteres kommt die Ergotherapie in Frage. Besonders hier kann interdisziplinär gearbeitet werden und durch die Absprache mit dem Psychotherapeut die Ansätze der Lösungsstrategien weitergeführt werden. Zusammen mit dem Patienten ist es dann möglich, unter anderem die Strukturierung des Alltags sowie die Verbesserung von Selbst- und Fremdwahrnehmung zu beüben. Auch eine Verbesserung der psychischen Stabilität und der psychischen Grundleistungsfunktionen kann gefördert werden. Ziel ist es eine Besserung der psychischen Störung zu erreichen und Lösungsstrategien für die Probleme des Alltags zusammen mit dem Patienten zu ermitteln.
Leider kann man psychische Erkrankungen nicht mit Erkältungen vergleichen, die für gewöhnlich nach einer Woche vorbei sind. Im Gegenteil – Es ist oftmals eine langwierige Angelegenheit, wobei man als Betroffener nicht selten an seine Grenzen stößt. Doch mit professioneller Hilfe und Unterstützung der Umwelt können erfolgreiche Ergebnisse erzielt werden und somit eine gute Lebensqualität aufgebaut oder erhalten werden.
Mit freundlichen Grüßen | Theresa Tenzler | Dr. Frank & Partner Zürich