Sich bemerkbar zu machen, durch lautieren oder schreien, ist für Säuglinge der einzige Weg sich den Erwachsenen mitzuteilen und Bedürfnisse zu äußern. Es gehört zum normalen Verhaltensrepertoires eines Säuglings. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen „schreien und schreien“.

TelefonkontaktIn der Regel schreien Babys bis zu 1 Stunde täglich, die meisten Säuglinge bis zu einer halben Stunde pro Tag. Tritt das Schreien allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg auf, hält lange an und kann nur schwer oder gar nicht beendet werden, kann es sein, dass es sich um „exzessives Schreien“ handelt. Als „exzessives Schreien“ wird das Verhalten eines Säuglings bezeichnet, der an unstillbaren, dauerhaften Schrei- und Unruheattacken leidet. Umgangssprachlich werden die betroffenen Säuglinge auch Schreibabys genannt. Nach der am meist verwendeten Definition spricht man dann von Schreibabys, wenn die sogenannte „Dreierregel“ erfüllt ist. Diese besagt, dass das Schreien über einen Zeitraum von mindestens 3 Wochen, an mindestens 3 Tagen pro Woche, mehr als 3 Stunden am Tag auftritt. Allgemein typische Merkmale sind unter anderem:

  • sehr forderndes Verhalten
  • niedrige Reizschwelle
  • leicht aus der Ruhe zu bringen
  • motorische Unruhe und Anspannung

Bei lang anhaltendem Schreien sind typische Merkmale unter anderem:

  • erhöhter Muskeltonus
  • geblähter Bauch
  • rötliche Hautverfärbung

Zur Diagnostik gehört neben dem Ausschluss anderer somatischen Erkrankungen, wie z. B. der Dreimonatskolik auch das Erfassen von psychosozialen Belastungsfaktoren (z. B. familiäres Umfeld). Im Gesamten kann man sagen, dass die einzelnen Faktoren zusammenspielen bzw. sich wechselseitig bedingen (psychosoziale Faktoren ↔ organische Faktoren). Die tatsächliche Ursache für exzessives Schreien ist allerdings unbekannt. Die therapeutischen Maßnahmen reichen von Eltern-Kind-Beratung, vor allem in sogenannten Schreiambulanzen, über Eltern-Kind-Psychotherapie bis hin zur medikamentösen Behandlung. Techniken die sich schnell umsetzten lassen sind u. a. Beruhigen, Tragen, Massagen, Rituale, Schreibtagebuch führen. Generell ist zu sagen, dass sich bei der Mehrzahl der Säuglinge das Störungsbild nach drei bis sechs Monaten zurückbildet.