Definition
„Infantil“ umschreibt nicht nur eine Altersstufe, sondern charakterisiert die kindliche Lähmung als fehlende Aneignung von Fähigkeiten. „Cerebralparesen“ sind bleibende, nicht progrediente, jedoch im Erscheinungsbild über Jahre sich ändernde Störungen der Haltung und Bewegung, die auf eine Schädigung des sich noch entwickelnden Gehirns durch pränatale, natale oder neonatale (bis vier Wochen postnatal) Komplikationen zurückführen sind. Störungen der kognitiven sowie sprachlichen Fähigkeiten, aber auch Anfallsleiden können die motorischen Störungen begleiten.
Die Motorik wird primär beeinträchtigt durch Tonusprobleme, welche sich in hypotoner, hypertoner oder wechselnder Form äußern können. Daraus folgt, dass die Aufrichtung gegen die Schwerkraft beeinträchtig ist, sich die Bewegungsfreude vermindert und dadurch die Aktivität sowie Mobilität herabgesetzt ist. Weiter ist die Stabilisierung der Körpermitte beeinträchtigt und die Gleichgewichtsreaktion herabgesetzt. Aufgrund dieser Störungen werden von den Kindern Kompensationsmechanismen benötigt.
Pathologisches Extensions-/Flexionsmuster:
- Verstärktes Fausten (Daumen sind innen)
- Verstärkte konstante Asymmetrie in allen Lagen
- In Rückenlage: Überstreckungstendenz, synchrones Strampeln mit nach innen rotierten Beinen
- In Bauchlage: verstärkte Beugehaltung, konstante Ventralstellung des Beckens, Wechsel von totalem Streck-Beugemuster
- Im Sitzen: Zurückstoßen des Kopfes mit Totalextension, schlaffes Zurückhängen des Kopfes, hypotoner Rumpf, mangelnde Rumpf-Kopfkontrolle
Behandlungsschwerpunkte
Bei spastischen Formen:
Komplette spastische Tetraparese: Teilhabe, Anpassung an die Unterlage, autonom ohne Hilfe in einer Lage bleiben können, Möglichkeiten zu minimaler Lageveränderung finden, gut gesicherte Ausgangsposition finden um möglichst freien Aktionsradius für Kopf und Arme zu ermöglichen, Nahrungsaufnahme, Atmung, Kommunikation, Kontrakturprophylaxe.
Beinbetonte spastische Tetraparese: Dissoziation der Beine, erarbeiten einer stabilen sowie mobilen Sitzfläche, verbesserte Becken-Rumpfstabilität, parkieren der Beine, Gewichtsverlagerung.
Hemiparese: Körpermitte finden, Rumpfrotation, Bewegungsübergänge über betroffene Seite, vermeiden von Kontrakturen, Tiefensensibilität, taktile Wahrnehmungsverarbeitung, Kompensationsmechanismen modifizieren, Selbständigkeit unterstützen.
Bei dyskinethischen Formen:
Athetose: körperliche und emotionale Stabilität, innere Ruhe (reizarme, ruhige Umgebung, klare Anweisungen), Kommunikation, Selbstkontrolle, Selbstbewusstsein, Prophylaxe von Sekundärschäden
Ataxie: Therapie mit viel Rhythmus, Sprache benutzen, Halt geben, Widerstände anbieten
Mit freundlichen Grüßen | Michaela Schwaiger | Dr. Frank & Partner München