Beim Neglect handelt es sich um eine neurologische Störung, wobei die Person eine Raum- oder Körperhälfte nicht wahrnimmt.
Das Auftreten eines Neglects kann unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel tritt ein Neglect oft in Folge eines Infarkts, eines Schädel-Hirn-Traumas oder eines Tumors auf.
Es können verschiedene Formen unterschieden werden:
visuell-räumlicher Neglect: Dabei werden die visuellen Reize der gestörten Raumhälfte nicht oder zu wenig betrachtet. Die Augen werden dabei kaum in die gestörte Raumhälfte geführt.
Dies zeigt sich deutlich im Alltag:
- Die Betroffenen stoßen sich an Hindernissen
- Beim Lesen lassen sie die Wörter auf der betroffenen Seite aus, bzw. fangen erst ab der Mitte der Seite an zu lesen was dazu führt, dass der Lesestoff keinen Sinn ergibt. Beim Schreiben besteht das gleiche Problem, es wird erst ab der Hälfte der Seite begonnen zu Schreiben.
- Personen oder Gegenstände werden übersehen
- Der Flur wird nur von einer Seite aus befahren
- Bei einer solchen Störung sollte auch unbedingt das Extinktionsphänomen beachtet werden. Patienten können hierbei die isolierten Reize, welche nur von links oder rechts kommen, wahrnehmen, sobald jedoch von beiden Seiten Reize eintreffen, können nur noch jene der gesunden Körperhälfte wahrgenommen werden.
akustischer Neglect: Die Patienten können nur die akustischen Reize wahrnehmen, die an die gesunden Seite gerichtet sind. Wenn jedoch die andere Seite angesprochen wird, kann es passieren, dass der Patient sich zur Gegensätzlichen wendet und somit ins Leere antwortet. Auch hier kann ein Extinktionsphänomen auftreten.
Der Neglect kann auch die Körperwahrnehmung betreffen, was bedeutet, dass entweder die motorische Aktivität der Gliedmaßen reduziert ist oder aber die betroffene Körperhälfte einfach vernachlässigt wird. So wird zum Beispiel nur die gesunde Körperhälfte gewaschen oder angezogen.
Bei einem Neglect sollte stets beachtet werden, dass als eine häufige Begleiterscheinung eine Anosognosie (mangelnde Krankheitseinsicht) auftreten kann.
Die Therapie sollte stets dem Grad der Beeinträchtigung angepasst werden. Sie kann sehr vielseitig sein. Beispielweise können verschiedenste Gegenstände vor dem Patienten ausgebreitet werden, diese muss er anschließend suchen oder zählen. Dem Patienten sollten stets Reize (auditiv, visuell, taktil) von der betroffenen Seite aus gegeben werden. Auch eine Möglichkeit bietet das Beschreiben lassen von Bildern oder des Raumes.
Ebenso ist das Lese- bzw. Schreibtraining wichtig. Hierbei soll dem Patienten als Hilfestellung ein Reiz, wie zum Beispiel ein roter Balken gegeben werden. Dem betroffenen Arm kann auch ein Namen gegeben werden, dadurch fällt es dem Patienten leichter sich zu erinnern, dass diese Seite existiert.
Ein Konzept welches sehr gut bei Neglect angewendet werden kann ist die basale Stimulation. Sinnvoll wäre es, wenn Techniken, wie diese auch von den Angehörigen im Alltag angewandt werden.
Mit freundlichen Grüßen | Iris Mayr | Dr. Frank & Partner München