Bei der Enuresis gibt es unterschiedliche Formen, die Enuresis diurna und die andere Enuresis nocturna. Bei der ersten handelt es sich um das Einnässen am Tag und bei der anderen in der Nacht. Kombinierte Formen treten gelegentlich auch auf, sind aber eher seltener. Eine weitere Unterscheidung der Enuresis ist die primäre und die sekundäre Form.
Ich möchte meinen Schwerpunkt aber eher auf die sekundäre Enuresis legen.
Korrekt spricht man erst dann von einem Einnässen, wenn ein Kind ab dem vollendeten 5. Lebensjahres (sowie geistigem Intelligenzalter von 4 Jahren) in mindestens 2 Nächten in einem Monat die Symptomatik des Einnässens zeigt.
Kurz zur primären Enuresis: Hierbei handelt es sich meist um Kinder, die noch nicht dauerhaft trocken waren. Sie wird auch als eine Art der Entwicklungsverzögerung beschrieben. Diese Form kann familiär gehäuft auftreten und genetische Hintergründe haben. Psychische Probleme werden hier als Einzelfall gesehen und sind untypisch.
Bei der sekundären Enuresis spielen psychische Störungen eine größere Rolle. Wenn das Kind schon seit längerer Zeit trocken war und das Einnässen beginnt, ist das ein deutliches Signal, dass eine unerwartete Veränderung in das Leben trat, die es verunsichert. Dies kann zum Beispiel sein:
- die Geburt eines Geschwisterkindes
- der Verlust eines Familienmitgliedes
- Streitigkeiten in der Familie
- häusliche Gewalt gegen das Kind
- ein Trennungserlebnis
- ein Umzug
- oder ähnliches
Bei diesen genannten Punkten ist es so, dass das Kind durch das Einässen Zuwendung durch die Versorgungshandlungen der Eltern bekommt, weil es zum Beispiel durch eine Trennung oder Todesfall Verluste erlitten hat.
Um aber genau die Belastung der sekundären Enuresis einschätzen zu können sollten die Rahmenbedingungen abgeklärt werden.
Wie groß ist der Leidendruck für das Kind durch das Einässen?
Gibt es soziale Einschränkungen oder negative Erlebnisse in der Schule, wie Mobbing?
Der Umgang mit dem Einnässen und wie gehen die Eltern mit den Symptomen und der Krankheit um?
Wichtig ist dabei, dass bei einer Behandlung der sekundären Eneuresis die Eltern mit in die Therapie miteinbezogen werden. Denn oft haben sie großen Einfluss auf den Verlauf, da sie auch oft der Anlass dafür sind. Die Therapie sollte dem Kind helfen herauszufinden, was der Auslöser sein könnte. Was belastet das Kind am meisten? Solche Dinge können aber erst erfragt werden und besprochen werden, wenn zu dem Kind ein gutes Therapeuten-Kind Verhältnis aufgebaut wurde. Erst danach sollte das oft auch sehr unangenehme Thema angesprochen werden.
Ich hoffe ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in dieses schwierige Thema geben.
Mit freundlichen Grüßen | Benjamin Haverkamp | Dr. Frank & Partner Zürich