Wir sind seit über 20 Jahren am MarktPsychotisch zu werden, bedeutet vorübergehend aus der Realität auszusteigen, sie verändert wahrzunehmen und zu verarbeiten. Jede Psychose ist anders und erzählt eine eigene Geschichte. Sie ist immer ein individueller Vorgang. Zum Verständnis wie eine Psychose aussehen kann, sind nachfolgend die wichtigsten Symptome erläutert.

  • Ich-Störungen: Der Erkrankte erlebt sich fremd und unwirklich. Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen werden nicht mehr als selbst gesteuert empfunden.
  • Halluzinationen: Halluzinationen sind Sinneswahrnehmungen, die für einen realen Sinneseindruck gehalten werden, obwohl der entsprechende Sinnesreiz gar nicht vorhanden ist. Halluzinationen können alle Sinnesbereiche betreffen. Häufige akustische Halluzination bei einer schizophrenen Erkrankung, ist das Hören von Stimmen. Die gehörten Stimmen können das Handeln des Betroffenen kommentieren, sie können sich über ihn unterhalten oder ihm Anweisungen geben.
  • Wahn: Häufige Wahnvorstellungen bei schizophren Erkrankten ist die Überzeugung beobachtet und verfolgt zu werden, oder dass äußere Kräfte eine Beeinflussung des Denkens, Fühlens und Handelns verursachen.
  • Formale Denkstörungen: Die Betroffenen bemerken selbst oft Sperrungen oder ein Abreißen des Gedankenflusses, ebenso wird oft ein Gedankendrängen, eine regelrechte Gedankenflut berichtet. Formale Denkstörungen finden ihren Ausdruck vor allem in einem veränderten Sprachgebrauch.
  • Affektive Störungen: Die Gefühlsäußerung und der mimische Ausdruck passen nicht zur Situation. Die Stimmung kann verändert sein, so können gehobene, fast manische Stimmungslagen genauso auftreten wie depressive Verstimmungen.
  • Psychomotorische Störungen: Im Rahmen der Erkrankung kann es geschehen, dass der Betroffene bei vollerhaltenem Bewusstsein regungslos verharrt, oder dass das Gegenteil eintritt, nämlich eine starke motorische Unruhe.

Die veränderte Wahrnehmung löst beim Betroffenen eine große Unsicherheit und Angst aus, was an den nachfolgenden Beispielen gut sichtbar wird:

Seit zwei Jahren zieht sich Thomas (Student, 25 Jahre) immer mehr von seinen Mitmenschen zurück. Er verlässt seine Wohnung kaum noch, und wenn er auf die Straße geht, hat er das Gefühl, dass die Menschen ihn auf eine sonderbare Art anschauen. Auch in der Bahn oder im Supermarkt fühlt er sich beobachtet und wird das Gefühl nicht los, dass andere über ihn sprechen. Überhaupt bezieht er viele Dinge auf sich, scheinbar zufällige Ereignisse haben eine persönliche Bedeutung für ihn. In den Vorlesungen kann sich Thomas nur mit großer Mühe konzentrieren. Oftmals hat er ein regelrechtes Durcheinander von unterschiedlichen Gedanken im Kopf. Es fällt ihm sehr schwer, einem einzigen Gedanken zu folgen. Und dann ist da noch das Gefühl, der Professor könne seine Gedanken lesen.

Bei Antje (Bürokauffrau, 32 Jahre, verheiratet, 2 Kinder) fiel zunächst auf, dass sie nicht mehr ins Büro ging. In den letzten Tagen hatte sie das Gefühl, ihre Kollegen würden hinter ihrem Rücken über sie reden und lachen. Sie denkt, dass diese sie aus dem Job ekeln wollen. Dabei hat sie ihren Job immer sehr gerne gemacht und ist bislang eigentlich eine beliebte Mitarbeiterin. Alles fing damit an, dass sie vor einer Woche in der Zeitung wiederholt Anzeigen entdeckt hat, durch die ihr Chef ihr klarmachen wollte, dass ihre Stelle bald wieder frei werde. Daraufhin ist sie in Tränen ausgebrochen und hat dann vor drei Tagen ihren Chef angeschrien, er solle ihr doch ins Gesicht sagen, dass er sie nicht mehr haben will. Dieser hat allerdings nie vorgehabt, sie zu entlassen. Das kann sie nicht glauben und denkt, alle haben sich gegen sie verschworen. „Selbst mein Mann ist in letzter Zeit so komisch zu mir, ich glaube, der steckt auch mit der Firma unter einer Decke. Die wollen mich alle fertigmachen. Ich kann nicht mehr schlafen, bin ganz durcheinander, kann mir nichts mehr merken und vernachlässige mich und meine Kinder. So kann das nicht weitergehen.“

Diese Ausführungen sollen aufzeigen, was ein Mensch durchleben mag, wenn er an einer Psychose erkrankt. In einem nächsten Artikel werde ich darauf eingehen, welche Aufgabe die Ergotherapie in der Begleitung von psychotischen Patienten hat.

Mit freundlichen Grüßen | Karin Lutter | Dr. Frank & Partner Zürich