Das ABC-Modell nach Ellis dient dem Therapeuten und dem Klienten zur Beschreibung, Aufspürung und Diagnose von Situationen, Emotionen, Kognitionen und Verhaltensweisen. A steht hierbei für die Ausgangssituation, B steht für die Bewertung und C für die Konsequenzen einerseits im Gefühlsbereich und andererseits im entstehenden Verhalten. Es gilt dabei der Grundsatz: „Nicht die Ausgangssituation A führt zu der Gefühlskonsequenz C1 oder der Verhaltenskonsequenz C2, sondern das zwischengeschaltete Bewertungssystem B.“

Nach Ellis sind emotionale Probleme und Verhaltensstörungen nicht primär das Resultat bestimmter äußerer Umstände, sondern einer verzerrten, irrationalen subjektiven Sichtweise dieser Umstände. Grundlage solcher verzerrter Auffassungen sind allgemeine irrationale Überzeugungen und Werthaltungen wie etwa:

  • Ich muss perfekt sein
  • Alle müssen mich mögen.

Ein Beispiel: Ein Mann wird von seinem Nachbarn nicht gegrüßt (A). Daraufhin denkt er: „Der mag mich nicht!“ (B), fühlt sich abgelehnt, wird ärgerlich und knallt die Tür (C).

Die Ausgangssituation A

Sie beschreibt den Zeitpunkt, in dem ein aktivierter Bewertungsvorgang beginnt und zu einer emotionalen Bewertung führt. Um überhaupt einen Bewertungsprozess in Gang zu setzen muss vorher etwas wahrgenommen worden sein. Dies geschieht ob nun bewusst oder unbewusst über die menschlichen Wahrnehmungskanäle, dies kann also optisch, akustisch, gustatorisch, olfaktorisch und vestibulär geschehen. Nun ist es so, dass die individuelle Realität, also das innere Abbild der äußeren Welt. Diese Wahrnehmungsprozesse unterliegen aber leider vielfältigen Verzerrungsmöglichkeiten: also nicht nur, dass die organischen Voraussetzungen des menschlichen Organismus, die ja immer nur ein bestimmtes Spektrum des jeweiligen, gesamten Informationsangebots aus der Umwelt aufnehmen können, darüber hinaus unterliegen die wahrgenommenen Informationen noch einer willkürlichen und unbewussten Selektion.     Es ist also bei der Beschreibung der Ausgangssituation, in der die Bewertung B gefällt wird, wichtig sehr präzise und möglichst objektiv vorzugehen.

Das Bewertungssystem

Das Bewertungssystem besteht inhaltlich aus drei unterschiedlichen kognitiven Prozessbereichen

  1. Prozesse der Wahrnehmungsverarbeitung- und speicherung, des Erinnerns und Vergleichens
  2. Prozesse des schlussfolgernden Denkens, logischen Ableitungen und Prognosen
  3. Bewertungsprozesse unter Berücksichtigung individueller Ziele

B1 ist also die persönliche Sichtweise der Ausgangssituation A

B2 sind die Schlussfolgerungen und vermuteten Konsequenzen

B3 ist die Bewertung der in B2 gefällten Bewertung und vermuteten Konsequenzen, Schlussfolgerungen, Interpretationen im Hinblick auf die eigenen Ziele.

Aus diesen Prozessen entstehen die Konsequenzen C1, welche die Gefühlskonsequenz darstellt und

C2 welche die Verhaltenskonsequenz darstellt.

Das ABC-Modell anhand eines Beispiels aufgeschlüsselt sieht wie folgt aus:

A die Ausgangssituation:

Ich sitze im Bus.

B1 also die persönliche Sichtweise:

„Schon oft hatte ich Angst mir ist von dem ganzen Schaukeln geworden. Die Türen sind zu und ich komme hier nicht raus wenn der Bus gleich in den Tunnel einfährt.“

B2 also Schlussfolgerungen und vermutete Konsequenzen

„Vielleicht bekomme ich wieder eine Panikattacke, ich halte das nicht aus, ganz bestimmt halte ich es nicht aus, vielleicht flippe ich total aus, fange an zu schreien und versuche die Türen aufzumachen und die anderen Fahrgäste würden das alles mitbekommen.“

B3 also die Bewertung

„Das wäre furchtbar“

C1 also die Gefühlskonsequenz

„Angst“ mit den begleitenden para-/ sympathischen Begleitsymptomen wie bspw. Herzrasen, Schwindelgefühle, Übelkeit etc.

C2 also die Verhaltenskonsequenz

„Ich verkrampfe meine Hände in den Jackentaschen und blicke starr auf den Boden“

Also nicht die Ausgangssituation A bestimmt die Gefühlskonsequenz C1 oder die Verhaltenskonsequenz C2

sondern das Bewertungssystem B.  Aus der Analyse des ABC-Modells ergibt sich, für einen emotional belasteten Menschen also die Möglichkeit die emotionale Belastung durch eine Bewertungsänderung abzulegen.

Wie genau man dabei als Therapeut intervenieren und moderieren kann, soll Thema in einem kommenden Artikel sein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen | Hannes Pietzner | Dr. Frank & Partner Berlin