Ein junger Mann mittleren Alters entdeckte bereits im Kindesalter seine Leidenschaft für die Musik und somit begann seine Karriere als klassischer Pianist. Heute nach konsequenten Üben und viel Selbstdisziplin steht er kurz vor dem Höhenpunkt seiner Karriere.

Doch plötzlich erscheinen ihm die früher doch so einfachen Tastenkombinationen am Piano nicht mehr so selbstverständlich. Es kommt ihm vor als würden seine Finger nicht mehr auf ihn hören. Manchmal verspürte er bereits einen leichten Krampf im Mittelfinger, der mit Schmerzen einherging. Ernst nahm er diese Symptome jedoch nie, bis sie schleichend schlimmer wurden. Selektive Fingerbewegungen waren nicht möglich und es kam ihm vor, als hätte er eine Blockade zwischen Kopf und Finger. Der Druck in dieser Branche ist hoch, Selbstzweifel kommen auf. Wieso funktioniert das, was früher doch so leicht war, auf einmal nicht mehr? Ein Gang zum Arzt und mehrere Untersuchungen später folgt die Diagnose „Fokale Dystonie – Musikerkrampf“.

Eine Krankheit die von neurologischer Herkunft ist und die sich durch Bewegungsstörungen mit langanhaltenden, unwillkürlichen Muskelkontraktionen äussert. Es führt zu unbeeinflussbaren Fehlhaltungen und –bewegungen des Körpers. Oft werden diese Krämpfe durch spezifische Handlungen ausgelöst. In dem oben genannten Fall, wäre dies während dem Taktanschlag am Piano. Es handelt sich somit um die aktionsspezifische fokale Dystonie, was bedeutet, dass Bewegungsabläuft nur in Zusammenhang mit z.B. dem Instrument, nicht mehr ausgeführt werden können. Lässt man die betroffene Person jedoch die gleiche Bewegung in einer anderen Situation ausführen, stellt diese kein Problem dar. Der oben genannte Musikerkrampf gehört neben dem Schreib- und Fusskrampf zu der Form der sogenannten Gliederdystonie. Ausserdem gibt es noch den Torticollis (Schiefhals), Blepharospasmus (Lidkrampf), Ormandibuläre Dystonie (Mund-, Zungen-, Schlundkrampf) und die Spasmodische Dysphonie (Stimmbandkrampf). Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland ca. 80.000 Betroffene, in der Schweiz etwa 7.000. Die Ursache für diese Erkrankung ist bis jetzt noch nicht genau bekannt. Man vermutet jedoch, dass sich alles im Bereich des motorischen Cortex und der Basalganglien abspielt. Durch das ständige konsequente trainieren der selektiven Fingerbewegungen bei Berufsmusikern kommt es zu einer Vergrösserung der einzelnen Zentren im Grosshirn, diese überlappen sich dann früher oder später aufgrund ihrer Vergrösserung und somit wird bei der Aufforderung den Zeigefinger zu heben gleichzeitig auch die Motorik des Mittelfingers angesteuert und aktiviert. Es entsteht also ein Kreislauf, der für die Betroffenen nur schwer zu beherrschen ist. Man kann die Symptome durch eine medikamentöse Therapie lindern, zum Beispiel durch das Spritzen von Botulinumtoxin. Vielen auch bekannt unter dem Namen Botox. Dies führt zu einer Hemmung von starken Muskelkontraktikonen. Dieser Vorgang muss jedoch spätestens alle 3 Monate wiederholt werden, da sich das Botulinumtoxin im Körper abbaut. Ausserdem kann es zur Bildung von Antikörpern kommen, was eine Resistenz gegen weitere Behandlungen zur Folge hat.

Als andere konservative Therapie spielt auch die Ergotherapie eine wichtige Rolle. Die Therapeuten können dem Betroffenen neue Wege zeigen und ihm bei dem umlernen von motorischen Abläufen unterstützen. Zusammen können die Auslösefaktoren der Muskelkontraktion erkannt und daraufhin an der Vermeidung gearbeitet werden. Probleme der Alltagsbewältigung und deren Lösungen müssen gefunden werden. Diese sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Deshalb ist es wichtig, dass man den Betroffenen individuell und mit einem auf ihn zugeschnittenen Therapiekonzept behandelt. Denn es steht fest, dass für Dystonie-Patienten es keine Standardtherapie gibt. Viele Betroffene berichten von unterschiedlichsten Ansätzen die ihnen geholfen haben.

Mit freundlichen Grüßen | Theresa Tenzler | Dr. Frank & Partner Zürich