Rudolf Steiner gründete 1919 die erste Waldorfschule. Die Idee dazu ging von Emil Molt aus, dem fortschrittlich gesinnten und sozial engagierten Besitzer der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, der eine Schule für die Kinder seiner Arbeiter einrichten wollte. Inhalt und Methode der Waldorfpädagogik beruhen auf Rudolf Steiners Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Grundlagen der Waldorf Pädagogik:
1. Erziehung bedarf einer umfassenden Erforschung & Kenntnis des Menschen
- der Mensch besteht aus Körper, Seele & Geist
2. Mensch besteht aus 4 Wesensgliedern
- physischer Leib (Träger der menschlichen Formgestalt)
- Ätherleib (Träger der Lebenskraft: Wachstums-& Fortpflanzungskräfte)
- Astralleib (Träger der menschlichen Empfindung)
- Ich-Leib (Träger des Bewusstseins)
3. die menschlichen Wesensglieder sind von schützenden Hüllen umgeben
4. die Entwicklung der einzelnen Wesensglieder erfolgt in einem Siebenjahresrhythmus
- Erstes Jahrsiebt: Ausbildung der Organe
- Zweites Jahrsiebt: Das Kind braucht die Autorität des Erziehers
- Drittes Jahrsiebt: Erforschung von Sinn und Zweck der Dinge
- Viertes Jahrsiebt: Fähigkeit der Selbstbestimmung und Reflexion
Daraus ergeben sich für den Schulalltag folgende besondere Merkmale:
- Kontinuität der Erzieher, d.h. ein Lehrer von der 1-8. Klasse
- Epochenunterricht, d.h., dass Nebenfächer über mehrere Wochen jeweils 2 Stunden am Tag unterrichtet werden entsprechend der Wesensentwicklung im Siebenjahresrhythmus
- Besondere Bedeutung künstlerischer und praktischer Fächer, z.B. Musik, Werken
- Keine Benotung, kein Sitzenbleiben, kein Unterrichtsausfall
- Bewertung erfolgt überwiegend in verbaler Form, Zeugnisse in ausformulierter schriftlicher Form
- Abschlussprüfungen müssen von externen Fachkräften abgenommen werden
- Elternarbeit spielt eine wichtige Rolle (Teilnahme an Projekten, Schülerzeitung, Schulausflügen und Festen etc.)
- Finanzierung: neben staatlichen Zuschüssen finanziert sich die Schule über die Eigenbeteiligung der Eltern
- Kritische Einstellung gegenüber elektronischen Medien
Welche Kinder werden an einer Waldorfschule aufgenommen?
Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Einkommen der Eltern. Nach ausführlichen Informationselternabenden findet für jedes Kind ein Aufnahmegespräch an der Schule statt. Auch in höhere Klassen können Schüler als Quereinsteiger aufgenommen werden. Diese Schulform eignet sich auch für lernbehinderte/ geistig behinderte Kinder, bei denen ein Mindestmaß an sozialer Interaktionsfähigkeit vorhanden ist. Für Kinder, die häufig krank werden ist die Schule weniger geeignet, da sie durch den Epochenunterricht ganze Themenkomplexe verpassen.