Zwischen dem zweiten und dem dritten Lebensjahr tritt die Trotzphase ein. Hier erleben die Eltern den ersten heftigen Widerstand im Zusammenleben mit ihren Jüngsten.
Der Nachwuchs wehrt sich mit ganzem Körpereinsatz, mit Händen und Füßen gegen das was die Eltern oder Erzieher ihnen vorgeben. Die wilden „Frischlinge“ wollen unbedingt ihr Lieblingsspielzeug mit in den Kindergarten nehmen oder wollen sich nicht anziehen lassen. Außerdem weigern die Kinder sich zu geregelten Zeiten ins Bett zu gehen. Im Alltag treten viele solcher Situationen auf, in denen die sonst so lieben Kinder, Aufgaben mit einem kategorischen NEIN kommentieren. Durch die plötzlich sturen Kinder ist dies eine anstrengende Phase für die Eltern.
Dennoch ist die Trotzphase ein sehr wichtiger Abschnitt in der Entwicklung jeden Kindes. In der Phase nehmen die Kleinen ihren eigenen Körper, ihr eigenes ICH ganz gezielt war und grenzen sich somit von ihren Eltern ab. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer, alles wird neu entdeckt. Sie erforschen Situationen die nicht so ablaufen wie sie es sich vorstellen oder einfach nicht so funktionieren wie sie es wollen und stoßen somit an ihre Grenzen. Beispielsweise will sich der Nachwuchs beim Einkaufen etwas aussuchen, bekommt dies aber nicht oder will anstatt nach Hause auf den Spielplatz gehen. Da Kinder in dem Alter noch nicht in der Lage sind ihre Gefühle verbal auszudrücken, entladen sie diese in heftigen Trotzanfällen. Obwohl diese Phase für viele Eltern häufig anstrengend ist, gibt es hier vieles für die Kinder zu lernen, wie zum Beispiel das nicht alles was sie sich wünschen in Erfüllung gehen kann, Frust auszuhalten sowie mit diesem umzugehen. Wichtig beim Umgang mit den Kleinen ist zu versuchen, die Gefühlswelt des Kindes zu verstehen, um in bestimmten Situationen toleranter reagieren zu können. Denn auch die Kleinen müssen lernen, dass beispielsweise die Schuhe vom Vater viel zu groß für ihre kleinen Füßchen sind und damit stolpern und sich verletzten können. Wiederum in offensichtlich gefährlichen Situationen wie dem Straßenverkehr sind klare Regel oder Strukturen notwendig, um die Sicherheit der Kinder gewähren zu können. Hier ist in Konfliktsituationen auch ein deutliches NEIN von den Eltern angebracht. Doch wird dem Kind immer nur nein gesagt, hört das Kind bald nicht mehr zu. So sollten die Kleinen im geschützten Rahmen auch ihre eigenen Erfahrungen sammeln können.
Natürlich sind Trotzanfälle in der Öffentlichkeit sehr unangenehm. Wenn das Kind aber außer dieser nichts lernt, weil die Eltern nachgeben oder es in ihrem Verhalten bestärken, wird es seine Verhaltensmuster nicht ändern. Eltern müssen hier standhaft bleiben und sich nicht von den Blicken der anderen Leute beeinflussen lassen. Situationen bei denen solch heftige Reaktionen auftreten können, sollten möglichst vermieden werden bzw. „entschärft“ werden. Ein geregelter Tagesablauf kann Stress vermeiden und somit hektische Situationen reduzieren. So sollte beispielsweise der Großeinkauf fürs Wochenende alleine absolviert werden oder der Wecker am Morgen 15 Minuten früher gestellt werden. Außerdem sollten Gegenstände, die Kinder nicht in Finger bekommen dürfen, in Schränke oder in eine hohes Fach gelegt werden, da die Kleinen in dieser Phase besonders neugierig sind und ihr neu gewonnenes Spielzeug nicht wieder hergeben wollen. So wäre einer Auseinandersetzung nicht mehr aus dem Weg zu gehen.
Für alle Eltern gilt, sich auch in dieser Phase Auszeiten zu gönnen, um sich dann besser auf sein Kind einstellen zu können.