Die konstruktive Apraxie wird als eine zentrale Störung der Auswahl von Handlungsabläufen und der Zusammenstellung von einzelnen Bewegungen definiert. Je nach Hirnregion,die von dem Infarkt betroffen ist, kann es zu den unterschiedlichsten Symptomen und Ausfällen kommen.

Befindet sich der Infarkt zum Beispiel in der rechten Großhirnhemisphäre, kann es zu einer Störung im kaudale Parientallappen kommen. Diese ist für die optische Orientierung zuständig. Somit kann es zu Schwierigkeiten beim Zeichnen von Skizzen oder auch beim Nachlegen von Mustern kommen. Die Zeichnungen sind zwar detailreich, wie zum Beispiel eine Uhr, bei der jede Ziffen vorhanden ist, jedoch sind die Proportionen oder Winkel nicht adäquat. Häufig kann es auch zur Vernachlässigung der linken Seite kommen.

Diese Vernachlässigung ist wesentlich stärker ausgeprägt, wenn die Schädigung im Frontal- oder Parientallappen oder auch im Thalamus auftritt. Dann spricht man von einem sogenannten räumlichen Neglect. Hier vernachlässigen Patienten komplett die linke Körper- und auch Raumhälfte. Sie bleiben zum Beispiel beim Verlassen mit ihrem linken Fuß in der Tür hängen, und verstehen überhaupt nicht, warum diese Tür auf einmal kleiner gebaut wurde. Sie „vergessen“ es auch, ihre linke Körperhälfte anzuziehen und steigen nur in das rechte Hosenbein. Sie wundern sich zwar, dass die Hose immer wieder nach unten rutscht- sie können aber nicht verstehen warum. Dass das linke Bein noch nicht in der Hose ist und die Hose deswegen nicht richtig geschlossen werden kann, können sie nicht aufnehmen.

Beobachtet werden kann man dieses Phänomen auch beim Essen. Der rechte Teil des Essens auf dem Teller wird komplett geleert, der linke Teil bleibt liegen. Auch nach Erklärungen von außen können Menschen mit einem Neglect ihr Verhalten nicht verstehen und einsehen.

Ein weiteres Phänomen ist die sogenannten Anosognosie, was ein Nichterkennen der Krankheit bedeutet. Menschen mit einer linksseitigen Hemiplegie erkennen ihre Lähmung nicht an. Sie sind davon überzeugt, dass sie Laufen können und finden viele Gründe, warum sie immer wieder umfallen. Aber es liegt „auf keinen Fall“ an der halbseitigen Lähmung. Auch machen sie sich keine Gedanken über ihre Zukunft.

Weitere neuropsychologische Symptome sind die mangelnde Ausdauer. Anweisungen werden zwar unverzüglich befolgt, jedoch auch sehr schnell wieder vergessen. Dieses impulsive Verhalten kann bei der mangelnden Ausdauer und Vorraussicht sich auch in funktioneller Hinsicht als leistungsmindernd auswirken. Unter der Abstumpfung psychischer Reaktionen versteht man die Schwierigkeiten im Ausdruck, Stimmung und Gefühlsgehalt von Gesichtern oder den sprachliche Ausdruck zu beurteilen. Der Patient hat zum Beispiel Schwierigkeiten bei Bildern mit verschiedenen Gefühlsausdrücken, einen Unterschied zu erkennen. Für den Patienten sehen alle Gesichter gleich aus. Dieses Defizit kann ihn im Alltag sehr beeinträchtigen, wenn er seine Mitmenschen nicht richtig einschätzen kann.

Mit freundlichen Grüßen | Christina Barthold | Dr. Frank & Partner München